Forst: Die Narben sind bis heute sichtbar

Vor 80 Jahren wurde die prachtvolle Stadt in wenigen Wochen zerstört.

Das einstige Zentrum von Forst.
Das einstige Zentrum von Forst.

Ines Krätsch aus der Jahnstraße in Döbern beschreibt: „Das Restaurant “Zum Herold” und das Geschäft des Kaufmanns Paul Nicolai trennen den Blick vom Berliner Platz in die abzweigende Leipziger Straße am rechten Bildrand sowie in die Berliner Straße. Die Leipziger Straße hat ihren Namen von den Tuchfabrikanten, die dem Jamnoer Weg entlang zur Leipziger Messe zogen. Die Leipziger Straße hieß früher Lerchenfeld – oder Jamnoer Weg.“

Wolfgang Hering aus der Muckrower Dorfstrasse in Spremberg vermutet: „Das Bild ist in Forst entstanden, im Hintergrund sieht man das Bahnhofsgebäude. Hoffe, dass ich richtig liege.“ Während Frank Irmer aus Cottbus berlinert: „‘Forschte, wie haste Dir verändert’, kann ich nur sagen. Wir schauen vom Berliner Platz in die Berliner Straße. Wir tauchen in das Jahr 1904 ein. Vorne rechts kommt der Pferdewagen aus der Leipziger Straße, vielleicht holte er Bier aus der Brauerei. Auf beiden Seiten der Berliner Straße stehen heute Neubauten und die Zuwegung in die Leipziger gibt es nicht mehr. Vor 80 Jahren standen die Panzer der Roten Armee vor den Toren von Forst. Die bis dahin von Kriegszerstörungen verschont gebliebene Stadt wurde in wenigen Wochen zu großen Teilen in eine Trümmerwüste verwandelt. Die Narben sind bis heute auch an den zerstörten Neißebrücken sichtbar.“

Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg geht ins Detail: „Ein colorierter Blick vom Berliner Platz nach Süden in die Berliner Strasse in Forst. Gut zu erkennen die schönen Giebelhäuser mit den zahlreichen Wohnungen und Geschäften. Nicht zu sehen das damalige Kaiserliche Postamt in dieser Strasse. Erkennbar aber sind ein Restaurant und der Beginn der Leipziger Strasse. Das Pferdegespann dort macht den Eindruck, als ob es sich auf den Gleisen der ‘Schwarzen Jule’ bewegt. Das Gebäude mit der Aufschrift ‘Restaurant’, erinnert an die Zeit um 1900 und wurde im Adressbuch von 1901 als ‘Zum Herold’ in der Berliner Strasse 1 mit Besitzer Carl Klinkmüller erwähnt. Auch 1905 war er noch da, aber 1907 war Franz Sacher hier Besitzer. In jener Zeit gab es sehr viele Vereine in der Stadt und der ‘Herold’ diente über Jahre als Vereinslokal, u.a. für ‘Verinigung ehemaliger Artilleristen und Pioniere’, Männer-Gesangsverein ‘Eintracht’, Kränzchen Freundschaft, Fußballklub ‘Amicitia’, Maler-Innung, Verein Staats-Eisenbahner und Stammtisch Internationaler Radfahrerklub 1900. Leider erinnert dieser Platz und die Strassen heute nicht an die Zeit dieser Aufnahme, da der II. Weltkrieg verherende Spuren der Zerstörung hinterließ. Die Berliner Strasse ist wieder eine Wohn- und Geschäftstrasse geworden. Die Leipziger Strasse gibt es noch, aber sie endet nicht’ mehr am Berliner Platz. Aus damaliger Zeit sind in dieser Gegend noch das Hotel ‘Zum Kronprinz’ sowie Restaurant ‘Zur guten Quelle’ in Erinnerung. Alte Postkarten vom Berliner Platz mit den Strassenzügen zur Berliner-, Cottbuser- und Frankfurter Strasse zeigen einstigen Gebäude und deren damaligen Nutzung.“

Ein Blick auf den Berliner Platz in Forst
Ein Blick auf den Berliner Platz in Forst, das von hier aus in Richtung Berliner Straße aufgenommen wurde. Vor zehn Jahren war das Bild Kalendertitel.

Heinz Lüdecke meldet sich: „Heute möchte ich zu dem wirklich schönen Bild aus der Niederlausitz wieder einmal ein paar Zeilen schreiben… Es ist diesmal nicht so einfach, bin mir aber sicher, dass es Forst ist! Aber wo befinden wir uns in Forst in der Zeit um 1900? Ich habe lange überlegt, denn zwei Varianten kamen für mich in Frage. Einmal der Bereich Bahnhofstr./Leipziger Straße von Richtung Bahnhof aufgenommen, Zum anderen” Berliner Str./ Leipziger Straße, also der Berliner Platz in Forst. Ich habe mich für den Berliner Platz entschieden – einfach aus dem Bauchgefühl heraus. Da ich kurz nach Kriegsende geboren bin, war ja der Bereich dann schon komplett zerstört (wie ja eigentlich ganz Forst) und nichts erinnert mich daran, wie der Platz mal ausgesehen hat! Aber ich glaube, Forst war einmal eine schöne kleine Stadt! Ich bin gespannt, ob ich richtig liege und freue mich auf die Beiträge der anderen Schreiber.”

Auch Jens Pumpa aus Cottbus erkannte: „Der Fotograf dieser Aufnahme befand sich auf dem Berliner Platz. Rechts geht es in die Leipziger Straße und geradeaus in die Berliner Straße.“ S. Sachse mailt: „Ein prächtiges Bild aus Forst. Ich kenne diese Karte, die 1925 an Gutsbesitzer Otto Meyer in Königswalde geschickt wurde. Aber der Absender hatte sich eine ältere gekauft, vielleicht so von 1904/05. Forst hatte sich in diesen 20 Jahren nur wenig verändert. Erst weitere 20 Jahre später brach das Gewitter der Stalinorgeln über die Stadt ein. Sie wurde in ähnlichem Maße wie Guben und Spremberg zerstört. Nichts erinnert heute an das Bild von damals.“

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