Unser Foto zeigt Hochwasser, aber die prächtige Brücke war immer sicher.

„Es ist die schönste Brücke über die Neiße, die 1921/22 erbaut wurde“, schreibt Margitta Bartel aus der Amtstraße in Forst/L. „Sie ist 170 m lang und mit sieben Bogenöffnungen versehen und besteht aus Stampfbeton. Die Lange Brücke verband die Altstadt mit dem Stadtteil Forst-Berge. Die Brücke spannte sich zwischen zwei massiven Uferbefestigungen, welche ihrerseits je zwei kleine Brückenhäuschen trugen, die als Verkehrshäuschen und Verkaufsstände dienten. Ihr Foto muss Mitte Juni 1926 entstanden sein. Der Hockwasserpegel an der langen Brücke zeigt einen Stand von 3,82 m. Ein Gefahrenpunkt entstand an den Berg’schen Dünen unterhalb der Grünstrasse. Leider wurde die Brücke nach 1945 nicht wieder aufgebaut.“
Burkhard Bender aus der Vetschauer Straße in Cottbus hat Forster Wurzeln und kennt viele Details: „Die Lange Brücke war für den motorisierten Verkehr die zentrale Verbindung aus der Altstadt nach Berge, in die Forster Neustadt. Jenseits der Neiße lag der Walter-Rathenau-Platz in Berge. Später auch mal A.-Hitler-Platz. Hier befand sich der Weberbrunnen, vom Dresdener Bildhauer Johann Ernst Born geschaffen. Die Brücke wurde am 28.2.1945 zerstört. Manche sprechen von Sprengung durch die Wehrmacht, wie dann später beim Fußgängersteg, der ‘Seufzerbrücke’. Andere schreiben vom Granatbeschusstreffer eines Zündkabels.
Der Weberbrunnen ohne Tuchmacher steht, von der Natur zugewachsen, nach 80 Jahren noch in Resten, ebenso Fragmente der damals modernen Straßenleuchten, alle aus Beton.
Aus Forst-Berge wurde das Dörfchen Zasieki. Zeitzeugen konnte ich nicht mehr fragen. Großeltern und Eltern wohnten nach der Umsiedlung aus der östlichen Lausitz von 1944 bis Mitte der 50er Jahre in der Frankfurter Straße in Forst, meine Geschwister sind dort geboren.
Brücken sollen verbinden. Um so wertvoller, dass sich Forster und Bewohner aus Zasieki um die Lange Brücke kümmern und dass die Stadtverordnetenversammlung Forst 2023 für den Neubau/Aufbau gestimmt hat.“
Reinhard Semt meint: „Zu sehen ist die von der Kernstadt Forst über die Neiße nach Osten in den Stadtteil Berge führende, aus Stampfbeton in den Zwanziger Jahren errichtet Brücke, die als Ersatz für eine schmale Holzbrücke entstand. Einige Bögen der 1945 gesprengten Betonbrücke stehen noch. Ein Wiederaufbau scheiterte vor gut 20 Jahren an Einsprüchen u. a. von Händlern, ist aber wohl wieder im Gespräch.“

Gert Richter aus Alt-Deulowitz in Guben hat recherchiert: „Die Lange Brücke entstand wohl mit der Stadtgründung um 1265 als Holzbauwerk. Bis 1875 wurde Brückenzoll erhoben, der für die Instandhaltung eingezogen wurde, denn dies war die zentrale Achse nach Pförten. Östlich der Brücke wuchs das Dorf Berge bis 1897 auf 6.000 Bewohner an und wurde zu Forst eingemeindet. Hier stand auch die Wendische oder Landkirche für die nach Forst eingemeindeten Dörfer. 1921 beschloss die Stadt Forst den Neubau der Brücke als Verlängerung der Mühlenstraße. Am 27. Juni 1924 war Einweihung ‘der einst schönsten Neißebrücke’. Die Pfeiler tragen Wappen der Stadt und der Tuchmacher. Sie trug auch Gleise der Schwarzen Jule. Auf östlicher Seite bewachte ein Brückenmännchen (2015 gestohlen, aber wiedergefunden) den Urkundenstein auf einem Brückenpfeiler; wenn er nasse Füße bekam, bedeutete das: Forst säuft ab! Ein Tuchmacherbrunnen verschönerte den Rathenau-Platz der Forster Neustadt vor den großen Wohnblocks; beidseitig rahmen Terrassenanlagen und Brückenhäuschen die Anlage. 1945 wurde nicht nur die Brücke sondern auch das komplette Forst-Berge zerstört“
Klaus Reiter freut sich: „Wir besuchen wieder mal Forst/L. und sehen die Lange Brücke. Sie führte über die Neiße vom ehemaligen Stadtteil Berge (Zasieki), Walter-Rathenau-Platz, nach Forst. Im Hintergrund das damals neue Stadtzentrum von Berge. Im Dezember wäre die Brücke 103 Jahre alt geworden. 1863 gab es eine Holzbrücke, 1922 wurde 30 m stromaufwärts die neue Fußgängerbrücke (Seufzersteg) gebaut. Die Brücke wurde 1945 gesprengt, um den Einmarsch der Russen zu verhindern. Sie wurde in den Zwanzigern teils auch als Klinkerbau errichtet und hatte zwei Brückenhäuschen. Bekannt war auch das Brückenmännchen – wenn Hochwasser kam, waren die Füße vom Wasser bedeckt.“
Frank Irmer mailt: „Wir sehen in östlicher Richtung über die Lange Brücke zur Neustadt/Stadtteil Berge, mit Rathenauplatz.
Die Brücke wurde von Juli 1921 bis zu Ihrer Eröffnung am 17. Dezember 1922 erbaut. Ich glaube, dass sogar die Stadteisenbahn, Schwarze Jule über die Brücke fuhr. Um den Vormarsch der Roten Armee zu verzögern, wurde Sie durch die deutsche Wehrmacht gesprengt. Südlich der Langen Brücke, führte eine Fußgängerbrücke über die Neiße, Seufzerbrücke genannt, da Sie zum Finanzamt im Stadtteil Berge führte. Auch Sie wurde im 2. Weltkrieg zerstört. Seit Jahren wird in Forst über eine innerstädtische Brücke über die Neiße nachgedacht.“
Sie merken, liebe Leser, es gibt da und dort kleine Differenzen zwischen dem Notierten, aber das ist das an dieser Stelle zulässige subjektiv Element. Wir freuen uns über das, was Sie gedanklich bewegt.
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