Bernd Geister und Wolfgang Klänge erkannten Sängerin Hilde Scheppan sofort. Bernd Geister schrieb uns: „Eigentlich wollte ich mich ja schon auf das vorherige Foto in diesem Zusammenhang melden und über ein Erlebnis im Garten des ehemaligen Schützenhauses schreiben, was ich mein Leben nie vergessen habe.
Nur damals, Mitte der 50er Jahre, war mir das mit Sicherheit nicht bewusst. Ich war so acht bis neun Jahre alt. Mit den Eltern und meiner Oma sind wir zum Schützenhaus. Hilde Scheppan sollte singen. Eine Bergsche aus der Pförtner Straße, deren Eltern ihre Bäckerei genau gegenüber der Klempnerei von meinen Groeltern betrieben hatten und die zu den besten Wagnersägerinnen ihrer Zeit gehörte. Ich hatte damals schon einiges von ihr gehört, wurde doch gerade in dieser Zeit sehr viel über Berge gesprochen. Die Vertreibung saß noch tief. Und so natürlich auch über die bekannteste Tochter dieses Stadtteils.
Sie hat in Bayreuth alle großen Partien ihres Fachs gesungen. Stand von 1937 bis 1943 alljährlich dort bei den Wagnerfestspielen auf der Bühne.
Feierte in der Deutschen Staatsoper von 1934 bis 1954 große Erfolge. Diese großartige Sängerin, welche mit solch unvergessenen Sängern wie den unvergessenen Helge Roswaenge und Rudolf Schock aufgetreten war, habe ich dann an einem regnerischen Wochenende im Garten des Schützenhauses erlebt. Dass dies ein einmaliges Erlebnis sein sollte wusste damals keiner.
Später dann, als die ersten historischen Aufnahmen von der Deutschen Staatsoper auch auf Schallplatten der DDR veröffentlicht wurden, (oder waren es Westplatten?) habe ich die Stimme dieser Bergschen intensiver zur Kenntnis genommen. Heute weiß ich, dass dieses Erlebnis genauso einmalig war wie das, Jahre später, Maja Plizetzkaja im Moskauer Bolschoi direkt zu erleben.
Die Bilder von diesem letzten Konzert der Bäckerstochter aus Berge in ihrer Heimatstadt Forst, die so große Erfolge auf den Opernbühnen Europas feierte, habe ich noch heute vor mir. Zumal mein Onkel, Erich Geister, als Bühnen- und Kostümbildner in den 60er und 70er Jahren ebenfalls erfolgreich als Gast an der Deutschen Staatsoper und an der Komischen Oper wirkte.
Er, der Klempnersjunge von Gegenüber, war stolz darauf, dort wo Hilde Scheppan einst gesungen hatte gemeinsam mit Tom Schilling eine neue Ballettkultur in der DDR aus der Taufe gehoben zu haben. Für mich jedenfalls war dieses Konzert der Hilde Scheppan Mitte der 50er im Forster Schützenhaus der Anfang einer groen Liebe zur klassischen Musik“. Nicht unbedingt zu Wagner.“
Wolfgang Klänge ergänzte: „Leider steht das Schützenhaus heute nicht mehr, aber nach dem 2. Weltkrieg hatte es noch Glanz und Gloria. Weitläufig bin ich mit der Sängerin Hilde Scheppan verwandt. Sie stammte aus Berge.“
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