Von Forst die Nordsee sehen / In der Thumstraße hatte man einst den „weitesten Blick“ in Forst
Viola Schiemenz schreibt: „Auf dem Damals Bild ist die Thumstraße in Forst zu sehen. Früher wurde die Thumstraße „Doms Gaesgen“ – Häusergässchen – genannt. Hier hatten vor der Reformationszeit die zahlreichen Geistlichen ihre Häuser (domus). Die Blickrichtung des Fotografen ist Nord-Süd. Rechts an der Ecke ist die ehemalige Sportzentrale und Schuhgeschäft in DDR-Zeiten zu sehen, weiter hinten die ehemalige Bibliothek und Poliklinik (Friedrich-Platz).“
Thomas Methe schreibt: „Die Thumstraße gibt es auch heute noch, aber im neugestalteten Zustand. Nicht weit von der Thumstraße entfernt ist die um 1980 errichtete Sankt Nikolaikirche. Auch das ehemalige Konsum-Kaufhaus befand sich im Bereich Gerber-Thum-Beethoven-Straße. Die Gubener Straße sowie die Mühlenstraße befinden sich in der Nähe des Rätselbildes. Vom Bild aus gesehen geradezu, aber ganz hinten, sieht man ein Gebäude. Dies ist die Poliklinik ehemals, heute Ärztehaus. Ganz früher war das Gebäude, wo heute das Ärztehaus ist, die Elsaß-Badische Wollwaren-Fabrik mit Villa am Friedrichsplatz, Ecke Amtstraße.“
Horst Baltin sagt am Telefon: „Auf der rechten Seite war damals ein Sportladen und später ein Schuhladen. Gegenüber war Rheinfeld und ein Geflügelladen. Den Geflügelladen werde ich noch in guter Erinnerung behalten. Zur damaligen Zeit habe ich einen Preisskat gewonnen und konnte dann eine Weihnachtsgans dort abholen. Auf der anderen Seite war der Herrenausstatter Lerche. Dahinter, wo man den Vorbau sieht, war eine Synagoge. Hinter der Synagoge war die Kreuzung Thumstraße / Wasserstraße. An der Ecke der Kreuzung war ein berühmtes Restaurant, die Pfefferkuchendiele. Im Hintergrund sieht man auf dem Bild die Poliklinik. Heute sind diese Gebäude abgerissen. Auf der rechten Seite vor der Cottbuser Straße ist heute ein Billigladen und gegenüber die Volksbuchhandlung Berger.
Gerda Henschel schreibt: „Vorn rechts war das Eckgeschäft Hüfner, wo es Lederwaren, Geschirr, Raumtextilien und ähnliches gab. Links geht man die Cottbuser Straße in Richtung Stadtkirche und zum Lebensmittelkonsum Reinfeldt, rechts gelangt man zum Berliner Platz. Im Eckhaus mit der Straßenlampe verkaufte Herr Lerche Herrenoberbekleidung. Wenn er auf Kunden wartete, stand er mit seinem Hund vor der Ladentür.
Im Verlauf der Thumstraße befand sich die beliebte Gaststätte Pfefferkuchendiele.
Ein Rätsel ist für mich das Verkehrsschild ‘Linksabbiegen verboten’. Ich habe die Einbahnstraße genau andersherum in Erinnerung. Links gab es die Seifenwaren Belitz und an der Ecke Markt die Buchhandlung Rothe. Rechts neben Lerche war der Fischkonsum ‘Nordsee’ und die Fleischerei Schlaugk. Neben Hüfner hatte der Optikermeister Matthies sein Geschäft. Damals gab es eine Rätselfrage: Von wo aus kann man in Forst am weitesten sehen? Antwort: Von Matthies, wenn man noch eine gute Brille nimmt, kann man sogar in der Nordsee die Fische sehen.
Vom Standpunkt des Fotografen sieht man heute die Poliklinik nicht mehr, sondern man schaut auf die Buchhandlung Berger. Damit gibt es diesen Teil der Thumstraße nicht mehr.“
Herbert Gottschalk schreibt: „Das Bild zeigt die Thumstraße in der Nähe vom Marktplatz. Es ist eine der ältesten Straßenvon Forst, es ist jedoch mehr eine Gasse. Sie ging von der Gerberstraße in südlicher Richtung. Auf dem Bild erkennbar die Kreuzung Cottbuser Straße. Das Haus mit dem Vorbau war ein Eckhaus Thumstraße/ Wasserstraße. In diesem Haus befand sich bis 1938 die jüdische Synagoge. In der Kristallnacht November 1938 sollte die Synagoge abgebrannt werden. Der damalige Branddirektor von Forst lehnte aber den Brandschutz für die umliegenden Häuser ab, und das Gebäude stand bis in die siebziger Jahre.“