
Wie erwartet hat die Innenaufnahme des Kino-Cafés viele Forster dazu bewogen, uns ihre Erinnerungen mitzuteilen.
Petra Gassan mailte uns: „Auf dem Bild ist diesmal das ehemalige Forster Kino-Café aus der heutigen Sorauer Straße abgebildet. Ja, damals war’s… ich erinnere mich an mein schönstes Erlebnis mit diesem Kino, meinen ersten Besuch, das muss ca. 1971 im Juli oder August gewesen sein; wir hatten Sommerferien und waren im Rahmen der Ferienspiele mit dem Hort zu Besuch. Ich habe dort den für mich besten Zeichentrickfilm aller Zeiten ‘Perix der Kater und die drei Mausketiere’ gesehen. Leider kann man diesen Film nirgends erhalten. Ich kenne sogar noch einige Liedpassagen aus diesem Film. Und auch mein schlimmstes Erlebnis mit diesem Kino möchte ich nicht vorenthalten. 1988 oder 1989 wurde dort der Spielfilm ‘Dirty Dancing’ gespielt. Meine Freundin und ich haben schon zwei Stunden vor Einlass, wie viele andere auch, angestanden, um ja noch eine Karte zu erhalten. Als es dann endlich soweit war, standen mit uns ca. 150 Leute und begehrten Einlass. Der Betreiber öffnete auch die Tür, aber nur um uns mitzuteilen, dass dies eine geschlossene Veranstaltung für geladene Gäste sei. Als dann auch noch die Leute von der Partei- und FDJ-Kreisleitung eingelassen wurden und wir anderen draußen bleiben sollten, entstand ein fürchterlicher Tumult. Wir standen an 2. und 3. Stelle und von hinten setzten sich die Leute in Gang, wir wurden fast zerquetscht und hatten Mühe dort wieder frei zu kommen. Ich erinnere mich, dass Polizei zum Einsatz kam, um die wütende Masse aufzulösen.“
Christine Riedel hat sich ebenfalls an dieses Café erinnert: „Das Kino-Café wurde Ende der 60er-Jahre eingerichtet. Dort war es immer sehr gemütlich. Dort habe ich auch meinen Mann kennen gelernt, das waren natürlich schöne Momente und unser erster Treff. Ich weiß natürlich das Datum noch ganz genau, es war der 6. Oktober 1968. Im Kino-Café konnte man während der Filme essen und trinken, und ich habe damals schon bestaunt, dass es überhaupt nicht gestört hat, wenn die Bedienung kam. Alles war sehr gedämpft und ging ruhig zu. Schade, dass es so etwas jetzt nicht gibt. Wir haben auch öfters von der Brigade meines Mannes dort gefeiert. Auch waren die Modenschauen vom Konsum-Kaufhaus immer sehr beliebt, die dort stattgefunden haben.“
Ines Woidtke erzählte uns: „An das Kino-Café kann ich mich sehr gut erinnern. Dort habe ich meinen Lieblingsfilm gesehen. Ich glaube, ich war fünf oder sechsmal in „Dirthy Dancing“. Das war so etwa 1985 – dass man da essen und trinken konnte, fand ich ebenfalls super.“
Heinz Lüdecke wusste Gutes aber auch Schlechtes bei Betrachten des Bildes zu berichten: „Ich fange mit den angenehmen Erinnerungen an. Sehr oft war ich in diesem Kino-Café, man sah die neuesten Filme, konnte gleichzeitig etwas trinken oder verzehren – eine gemütliche Atmosphäre. Lustig fand ich immer die Bedienung, die kurz vor Ende des Filmes bereits ‘abkassieren’ kam, sodass man das Ende des Filmes nicht mehr konzentriert wahrnehmen konnte! Meine unangenehme Erin nerung war eine Silvesterfeier. Üblich und wie überall war Konfetti, Papierschlangen und Tischfeuerwerk (es war so beschriftet). So zündete ich ein solches Tischfeuerwerk, und es knallte und bunte Feuerkugeln flogen in den mit Stoff bespannten Wänden des Saales umher. Es war nämlich ein Knaller für den Außenbereich. Was hätte da passieren können! Ich wurde damals mit 50 Mark bestraft und des Saales verwiesen. Man glaubte mir nicht, dass es ein ‘Tischfeuerwerk’ war, obwohl es so auf dem Teil stand. Es war insgesamt eine schöne Zeit mit schönen Erinnerungen.“
Thomas Methe schrieb: „Nach dem Krieg diente der Saal als Kino mit dem Namen ‘Bahnhof-Lichtspiele’ in der jetzigen Sorauer Straße. Hier ist auch der Forster Stadtbahnhof sowie das Hotel ‘Textil’, das es aber heute nicht mehr gibt. Nach der Wende wurde es Anfang 2000 weggerissen, heute ist dort eine freie Fläche.“
Angelika Quander mailte uns: „Das Suchbild dieser Woche zeigt das Kino-Café. Das Gebäude wurde vor einigen Jahren abgerissen, wie auch das der vor ein paar Wochen gesuchten Sotschi-Bar. Es befand sich in der Nähe des Bahnhofs, in der jetzigen Sorauer-, damaligen Cyrankiewiczstraße.
Aus meiner Kindheit kannte ich das Kino als “Bahnhofslichtspiele”. Um dieses Kino attraktiver zu machen, wurde es umgestaltet als Kino-Café.
Es war damals sehr beliebt und man musste bei guten Filmen oder zu beliebten Zeiten (z.B. Sonntagabend) oft Schlange stehen.“ Reinhard Richter, von dem diese Aufnahme stammt, erzählte uns, dass es ursprünglich das Hotel Kaiserhof war. Es wurde nicht total zerstört, sogar das Dach war in Ordnung. Ende ‘45, Anfang ‘46 war er dabei, als der Saal wieder vom Schutt befreit und aufgeräumt wurde, denn es gab sonst keinen Saal mehr in Forst. Später, als es „Bahnhof Lichtspiele“ hieß, hatte er die Reklame hergestellt. Leider hat er sich nicht notiert, wann er die Aufnahme gemacht hat, auf der noch die Kassiererin zu sehen ist. Das Foto ist als Auftragswerk entstanden für eine Broschüre „Forst – einst und jetzt“. Die Neueröffnung, so ergänzt der Gebrauchsgrafiker Reinhard Richter, muss unter HO-Regie 1976 gewesen sein.
Herzlichen Dank allen Schreibern und Anrufern für die emotionalen Erinnerungen!
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