Forster erinnern sich vielfältig an ihre Erlebnisse im Krankenhaus
Marianne Donath erinnert sich an ihre Kindheitt: „Auf dem Bild sehe ich das Forster Krankenhaus. Geradezu, was bewachsen ist, ist der letzte Eingang gewesen. Ich kann mich erinnern, als ich ein Kind war, konnte man von hinten in das Krankenhaus hinein, da fanden auch Sprechstunden statt. Ich habe dort 1954 als Hilfsschwester-Lehrling gelernt. 1956 war ich dann Hilfsschwester geworden. Nach dem Besuch der Medizinischen Fachschule in Cottbus habe ich dann später wieder im Forster Krankenhaus gearbeitet. Auf der rechten Seite unten neben dem Eingang war die Infektion. Dort waren Patienten mit ansteckenden Krankheiten wie Gelbsucht und Scharlach. Dort durften keine Besucher rein. Es gab nur eine Klappe, wo man sich nach den Patienten erkundigen oder Sachen für sie abgeben konnte. Auf der Station habe ich auch gearbeitet und einmal habe ich dort sogar auf der Station gelegen. Wir hatten da auch viele Kinder. Damals gab es eine Gelbsuchtwelle. Die Kinder mussten etliche Wochen dableiben. Das war schwierig. Die großen Fenster obendrüber war die Station 6: Chirurgische Frauenstation. Von den Bäumen rechts von den Fenstern war ein großer Saal mit Betten. Dort lagen Patienten mit Knochenbrüchen, die nicht aufstehen durften. Die Fenster oben die offen stehen, waren Schwesternzimmer. Da wohnten noch während meiner Lehrzeit Diakonie-schwestern.“
Hans Rakete weiß: „Oben links auf dem Foto ist ein einzelnes Fenster zu erkennen. Es gehörte in den 1950er-Jahren zur Station 9, der TBC-Abteilung. Dort musste ich zweimal ein viertel Jahr verbringen. Genau gegenüber befand sich ein Balkon, der zur Entbindungsstation gehörte. So konnten wir immer erfahren, wenn ein Kind geboren wurde. Wir durften ja andere Stationen nicht besuchen. Stationsschwester war damals Hilde – eine nicht ganz einfache Schwester für uns Patienten. Stationsarzt war Dr. Rössel. Er war dagegen, dass Patienten in die Stadt gehen. Im Park konnten wir uns dagegen frei bewegen. Er wollte durchsetzen, dass wir Männer der Station 9 orangefarbene Anzüge und die Frauen orangefarbene Röcke anziehen müssen, um die Patienten in der Stadt aufzustöbern. Er konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Neben solchen lustigen Begenheiten gab es aber auch böse. Ich selbst wurde mit 16 Jahren 1958 in Kolkwitz operiert. Schwester Hilfe drohte danach in Forst: ‚Wenn du weiter abnimmst, bekommst du strenge Bettruhe!‘ Bei mir schrillten die Alarmglocken. Vor dem Wiegen trank ich deshalb eine ganze Flasche Apfelsaft und zog alle Unterhosen an, die ich besaß. So konnte ich gerade noch das Gewicht halten. Drei Jahre lang schleppte ich mich mit der Krankenheit herum. Aber wir Männer fühlten uns nicht krank und spielten die ganze Nacht Skat. Die Patienten eine Etage tiefer beschwerten sich über den Lärm, den wir verursachten. Wir legten dann mehrere Decken auf dem Fußboden übereinander und konnten so weiter spielen.“
Hannelore Schichor schreibt: „Als ich heute das Foto sah, erkannte ich sofort unser Forster Krankenhaus, das mein Leben maßgeblich prägte. Aber der Reihe nach: Durch das schnelle Wachstum der Bevölkerung durch die Entwicklung der Tuchindustrie in Forst wurde 1885 der Entschluss gefasst, ein Krankenhaus zu bauen. Am 16. September 1892 wurde es am Standort Robert-Koch-Straße, mit anfangs 14 Patienten, eingeweiht. In den ersten 25 Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde ständig gebaut, rekonstruiert und erweitert. Im Februar 1945 wurde aufgrund der immer näher rückenden Front das Krankenhaus auf Befehl nach Wusterhausen/Dosse ausgelagert.
Das Krankenhaus selbst wurde bei den Kampfhandlungen stark beschädigt. Im Mai 1945 kehrten die ersten drei Schwestern ins Krankenhaus zurück, die dort angetroffenen Zustände waren chaotisch. Unter unglaublichen Anstrengungen wurde das Krankenhaus wieder funktionsfähig gemacht. Ich wurde 1950 im Forster Krankenhaus geboren. 1967 begann ich meine Lehre zur Krankenschwester. Zu dieser Zeit mussten wir noch Patienten in den sogenannten Patientensälen versorgen. In den Sälen lagen oft bis zu 18 Patienten. Diese Säle wurden 1973 zu 2-, 3- und 4-Bettzimmern umgebaut. Das war für die Patienten und auch für das Personal ein großer Fortschritt. 1969 wurde ein Anbau fertig gestellt, in dem im Erdgeschoss der OP?einzog und im 1. Obergeschoss die HNO-Station.
Wir Schwesterschülerinnen durften dort kurz vor der Eröffnung die vielen Fliesen putzen. 1970 hat dann unser Jahrgang, unter den „gestrengen Augen“ unseres damaligen Chefarztes der Chirurgie, Herrn Dr. Hartmann, die praktische Prüfung abgelegt. 1972 übernahm ich die Leitung einer Inneren Station. Von 1976 bis 2001 habe ich als Medizinpä-dagogin ca. 320 Krankenschwestern /?Pfleger ausgebildet. Ab 2001 arbeitete ich wieder als Stationsschwester und nun in der Codierabteilung. Inzwischen sind es über 45 Jahre, die ich in diesem Haus arbeite. Jeden Tag bin ich gern zur Arbeit gekommen. In diesem Zeitraum erlebte ich viele Veränderungen: strukturelle, personelle und bauliche. Der neue moderne Anbau vervollkommnete den Gesamtkomplex. Unser Forster Krankenhaus (ohne Zaun) ist auf der Ansicht des Rätselfotos aber gut erkennbar. Viele haben Anteil am guten Ruf des Krankenhauses, sie aufzuzählen wäre zu umfassend. Ich wünsche von ganzem Herzen, dass unser Krankenhaus „am Rande der Stadt“ am 16. September 2092 seinen 200. Geburtstag feiern kann.“
Horst Baltin schreibt: „Der Zaun im Vordergrund steht nicht mehr. Links, nicht mehr auf dem Foto zu sehen, befindet sich der Haupteingang.“
Angelika Quander vermutet: „Ich würde sagen, das ist der 3. Erweiterungsbau des Forster Krankenhauses aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts, der notwendig wurde für Röntgendiagnostik, OP-Saal und ähnliches.“
Wolfgang Schenk sagt: „Auch meine Frau gehörte zu denen, die in dem Krankenhaus eine Hilfe erfuhren. Unsere Kinder erblickten im Forster Krankenhaus das Licht der Welt. Verwandte und Freunde sind als Personal hier tätig. Auch habe ich die Freundlichkeit des Personals zu schätzen gelernt und möchte mich besonders bei den Ärzten und Schwestern bedanken und der Einrichtung den Fortbestand und Erfolge wünschen.“