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Gaststätte „Urwald“ Groß Jamno

Kein schweres Rätsel war unser „Waldhaus“-Foto. So erzählt Ingrid Kirchner: „Mit dem abgebildeten Haus verbinde ich sehr viel; es ist die heutige Gaststätte ‘Urwald’ in Groß Jamno. Gleich nach dem Krieg kam meine Tante als Umsiedler nach Forst. Viele Umsiedler wurden damals im ‘Urwald’ untergebracht und wir sind dann immer zu meiner Tante gefahren. Da wir aber nur ein Fahrrad hatten, musste ich immer laufen – hin und zurück, das war schon ganz schön weit. Meine Tante hat hinter dem Fenster ganz oben rechts gewohnt.
Später haben wir öfters Schulausflüge dorthin gemacht, denn ab den 50er-Jahren war es eine Touristenstation. Das Seitengebäude wurde später dazugebaut. Dort waren die Duschräume und die Toiletten drin. Die Ausflüge waren immer sehr spannend, denn es gab auch Nachtwanderungen. Im Wald war eine alte Holzwasserleitung, die haben wir bewundert.
Dann wurde die Touristenstation zum Ferienheim von Elfa, das war die Elsterwerdaer Fabrik für Melkanlagen. Da kam dann noch ein weiteres Bettenhaus hinzu, dazu wurde die ehemalige Kegelbahn ausgebaut.
Nach der Wende wurde es wider Gaststätte ‘Urwald’. Heute kann man hier wunderbar essen und trinken und seine Gäste ausführen. Die Gaststätte ist sehr beliebt.“
Wolfgang Vogt ergänzt: „Ich habe das Suchbild der Woche sofort erkannt, weil mich mit diesem Haus viele schöne Erinnerungen verbinden. Es handelt sich um den ‘Urwald’ in Groß Jamno. Schon vor 1945 sind meine Eltern, mein Bruder Günter und ich oft dorthin mit dem Fahrrad zum Kaffee trinken und Plinze essen gefahren. Es war dort besonders für uns Kinder sehr schön, weil man links vom Haus an dem dort befindlichen Teich Schwäne und in einem Gehege Rehe be-
obachten konnte. Für uns als Kinder ein beeindruckendes
Erlebnis.
In den 1960ern übernahm mein Freund Klaus Günther mit seiner Frau Christa das Haus als Ferienheim des Impulsa-Werkes Elsterwerda. Er führte das Haus bis zu seinem Ableben im Jahr 1993. Wieder denke ich an viele schöne Stunden bei Feiern mit Klaus und seiner Chris-ta, zu denen mich und meine Familie eine herzliche Freundschaft verband. Ein besonderer Eindruck war der Jahreswechsel 1978/1979 als auf einmal der Strom weg war und die Heizung ausfiel und wir gemütlich mit Kerzenlicht und Wintermantel eine super Silvesterfeier im Saal verlebten, an die ich und meine Frau heute noch gern zurückdenken. Aber auch viel Trauriges verbindet mich mit diesem Ort; so denke ich an den Wohnungsbrand in den Privaträumen der Familie Günther Mitte der 70-er Jahre und an unser letztes Treffen unter diesem Dach zum Kaffeetrinken nach der Trauerfeier von Klaus Günther im Juli 1993.
Nun hat Familie Jakob mit viel Mühe das Gasthaus zu einer gemütlichen, anziehenden Stätte gemacht, bei der man immer wieder gern einkehrt. Ich wünsche Familie Jakob alles Gute und toi toi toi für ihr beruf-
liches Bestehen und immer zufriedene Gäste.“
Eva Gericke erinnert sich aus gutem Grund ganz lebhaft: „Der ‘Urwald’ wurde von meinem Großvater Heinrich Kloß erbaut und er war auch von 1904 bis 1946 der Besitzer. Mein Großvater war Gärtner und Förster und hatte das gesamte Gelände nach seinen Vorstellungen angelegt. Dazu gehörten auch Fischteiche und Wildgehege. Deshalb gab es im ‘Urwald’ auch immer frischen Fisch und Wild. Da das Grundstück über 500 Morgen groß war, wurde mein Großvater nach 1945 enteignet und nur mit einer Schubkarre und seiner persönlichen Habe kam er bei meiner Mutter unter.
Ich habe eine wunderbare Kindheit erlebt. Mein Vater, meine Mutter und ich sind am Sonnabend von Noßdorf, wo ich 86-jährig jetzt noch in meinem Geburtshaus wohne, nach Groß Jamno mit dem Rad gefahren und haben dann dort übernachtet. Da war immer viel zu erleben. Mit dem Kahn sind wir
gefahren, sind viel im Wald gewandert und haben oftmals auf dem Hochstand bei der Jagd zugeschaut.“