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Alte Niederlausitz: Goethes “Ottilie” kam aus Züllichau

Bilder aus der alten Niederlausitz | Von | 26. August 2022

Crossener Tor

Das barocke Crossener Tor, integriert in die mittelalterliche Stadtmauer hat sich in Sulechow/Züllichau erhalten, zeigt uns mit diesem Leserfoto. Die Straße nach rechts führt ins nahe Zielona Gora. Sehenswert sind in der Kleinstadt auch ein Schloss und das historische Rathaus. Von Cottbus liegt der Ort gute 100 Kilometer entfernt.

Wir sind unterwegs in der Niederlausitz und darüber hinaus. Mit Züllichau / Sulechow bei Grünberg / Zielona Gora haben wir einen Ort erreicht, den einst auch der Atem des klassischen Weimar streifte. 1789 ist hier Christiane Friederike Wilhelmine Herzlieb als Tochter eines Superintendenten geboren. Sie wurde früh Waisenkind und kam in Pflege einer Verlegerfamilie, die nach Jena zog. Dort traf der 40 Jahre ältere Geheimrat Goethe die 18-jährige Schönheit und war hin und weg. Er widmete ihr mehrere Sonette und nahm sie zum Vorbild für seine Ottilie in den “Wahlverwandtschaften”. Wilhelmine ging zurück nach Züllichau und kam später in ein Altenheim in Görlitz. Dort starb sie 1865. In ihrem Nachlass befand sich eines der Sonette. Ein goldener Ring, den Goethe ihr geschenkt hatte, befindet sich heute im schweizerischen Nationalmuseum. Der jüngeren Geschichte wendet sich Joachim Winkler zu. Er schreibt: “Das Foto zeigt das Crossener Tor in der damaligen brandenburgischen Stadt Züllichau. Rechts neben dem Tor im Hintergrund schaut der Rathausturm hervor. Züllichau war vor 1945 Kreisstadt des Kreises Züllichau- Schwiebus. Die Stadt heißt jetzt Sulechow. Züllichau war damals bekannt als Garnisonstadt, viele Einwohner waren Militärangehörige. In Erinnerung ist mir aber vor allem der Fußballclub Blau-Weiß Züllichau geblieben, der in den dreißiger und vierziger Jahren bis 1944 immer eine spielstarke Mannschaft besaß und zeitweilig auch in der Staffel Niederlausitz-Ost spielte, auch hier in Guben etliche Male auftrat und stets ein geachteter Gegner war.”Manfred Gnida hat sich gründlich mit dem Stoff befasst. Er schreibt: “Ein Bild östlich von Oder und Neiße stammend, mit dem viele unterschiedliche Erinnerungen der ehemaligen Bewohner verbunden sind. Im Foto die Partie vor dem barocken Crossener Tor in Züllichau, welches ein Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung in der Stadtmauer ist. Weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt sind das Züllichauer Schloss, das Rathaus und die Kreuzkirche. Züllichau, heute Sulechow, ist eine Kleinstadt mit ca. 26400 Einwohnern in der polnischen Woiwodschaft Lebus, welche sich von 1816 bis 1945 im Landkreis Züllichau-Swiebus in der Provinz Brandenburg befand. 1939 gehörte Züllichau zum Deutschen Reich und lag im Verwaltungsgebiet Züllichau-Schwiebus. 1933 wurde die Stadt zum Garnisonsstandort der Wehrmacht erhoben. Nach dem Krieg kamen die deutschen Provinzen östlich von Oder und Neiße unter polnische Verwaltung, und im Juni 1945 wurden alle deutschen Bewohner, auch die des Kreises Züllichau-Schwiebus, aus ihrer Heimat vertrieben. Viele Leute flohen zuvor nach Westen. In Erinnerung an die damalige Heimat treffen sich Menschen seit 1947 aus diesem Heimatkreis, die sich nach dem Krieg wieder fanden. Der ‘Heimatkreis Züllichau-Schwiebus’ ist eine Organisation von Flüchtlingen und Vertriebenen. Zeitzeugen werden immer weniger und viele ermöglichen sich einen Besuch in der damaligen Heimat. Zu 60 Prozent war Züllichau im Krieg zerstört, aber heute ist Sulechow eine schöne Kleinstadt und einen Besuch nicht nur von ehemaligen Bewohnern wert.”

Tor in Züllichau

Das Tor befindet sich in Züllichau bei Grünberg/Zielona Gora

In der Mail von Heinz-Martin Rau lesen wir: “Als interessierter Leser des ‘Märkischen Boten’ werden von mir regelmäßig die mit Fragen veröffentlichten Erinnerungsbilder betrachtet und da es sich am Wochenende um das Crossener Tor in meinem Geburtsort Züllichau handelte, fiel die Entschlüsselung besonders leicht. Durch das Tor hindurch biegt rechtsseitig die Tuchmacherstraße ab, wo ich in Haus Nummer 6 bei den Großeltern väterlicherseits oft bis zum Kriegsende zu Besuch sein durfte. Angefügt ein Foto von öfteren Besuchen in der ehemaligen Heimat. Die Einwohnerzahl hat sich inzwischen mehr als verdoppelt. Für die Gesamtarbeit der Redaktion weiterhin beste Erfolge.”
Für Michael Kuhrt, G.-Moritz-Straße in Cottbus weckt das Bild Familiengeschichte: “Es handelt sich um das Krossener Tor in Sulechów (Züllichau) auf der Straße nach Krosno Odranskie (Krossen an d. Oder). Im Dezember 1943 flüchtete meine Mutter aus Berlin vor den Bombenangriffen mit mir
als Baby sowie meinem Bruder nach Trebschen (heute Trzebiechów), dann nach Krauschow (heute Kruszyna) und zuletzt nach Züllichau. Wir sind den Bauersfrauen aus Trebschen und Krauschow dankbar, dass sie uns trotz eigener großer Nöte aufnahmen und so gut es ging verpflegten.
Im ehemaligen Trebschen steht ein ansehnliches Schloss, in dem sich heute eine Grundschule befindet. Gegenüber befindet sich ein (heutiges) Pflegeheim, dessen Innenausstattung der niederländische Jugendstilmeister Henry van de Velde gestaltete. Es ist sein einziges Werk in Polen. Auf Anfrage kann man das Heim besichtigen.”

Weitere historische Beiträge aus der Niederlausitz finden Sie hier!



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