Leser erinnern sich an den Gubener Bahnhof / Reichhaltige Geschichte.
Mehrere Leser haben die richtige Lösung zu unserem Rätselbild der vergangenen Woche gewusst. Dazu gehört auch Gert Richter aus Deulowitz. Er schreibt folgendes: „Es handelt sich um das Bahnhofsgebäude. Davor steht die Straßenbahn, die von 1904 bis 1938 die 2,4 km lange Linie Bahnhof, Berliner u. Frankfurter Straße, Marktplatz und bis zur Lubstbrücke bediente.
Im Jahr 1837 wurden Pläne für die Fernstrecke Berlin-Breslau bekannt – der Gubener Bürgermeister Joh. Wilhelm Bothmer (seinen Namen trug bis nach dem Krieg die August-Bebel-Straße) setzte sich mit seiner Eingabe vom 16. Juli 1837 für die Strecke über Guben, Sorau und Sagan und nicht über Crossen ein, weil die Oderstädte ja bereits den Wassertransportweg hatten. Am 7. Januar 1842 traf die Genehmigung zum Bau durch die NME (Niederschlesisch-Märkische-Eisenbahngesellschaft) über Guben ein. 1843 begannen die Vermessungsarbeiten bei Guben. Im Juli 1845 wurden in Ratzdorf große Schiffsladungen mit Eisenbahnschienen angeliefert, die z. T. mit Kähnen nach Guben befördert wurden. Am 11. August 1845, abends 6 Uhr, fand die Grundsteinlegung des Bahnhofsgebäudes (es steht aber hinter bzw. nördlich des hier sichtbaren Gebäudes) in Guben statt. Am 1. September wurde die komplette Stecke Berlin-Breslau der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn eröffnet. Der Türmer gab dem Glöckner ein Zeichen, und mit vollem Glockengeläut wurde der Zug empfangen. Bürgermeister Ahlemann sprach vom Anbruch einer neuen Epoche, die aber auch ihre Verlierer hatte, denn sie führte zum Niedergang des Gubener Weinbaus, des Transportwesens auf Pferdebasis und der Neißeschifffahrt. 1871 wurden das heutige rote Backstein-Empfangsgebäude und die Bahnhofstunnel errichtet. In dieser Zeit war die Alte Poststraße etwa in Höhe des Fotografen mit der Cottbuser Straße mit einem gesicherten Bahnübergang verbunden – der Bahnhofsberg mit Brücken wurde erst um 1890 errichtet. Interessant zu wissen: bereits am 7.2.1913 beschlossen die Gubener Stadtverordneten die Verlängerung des westlichen Bahnhofstunnels bis zur Cottbuser Straße – wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges kam es nicht dazu. Von 1936-1939 fuhr der „Fliegende Breslauer“, ein Dieseltriebwagen, mit 160 km/h über Guben. Ab 1938 (nach dem Anschluss Österreichs) lag Guben an der längsten dt. Fernstrecke: Berlin-Brünn-Wien. Zum Kriegsende war fast alles zerstört: fünf Stellwerke, drei Lokschuppen, zwei Wassertürme, beide Neißebrücken, beide Bahnhofsbrücken, alle drei Tunnel, die BASA-Anlagen. Ab dem 17. Juli 1949 war die Strecke von Guben nach Berlin über Frankfurt/O wieder durchgängig befahrbar. Am 22. April 1982 wurde die Rekonstruktion beider nun verbundenen und behindertengerecht ausgeführten Personentunnel abgeschlossen. Der Bahnhof mit seinen ca. 1100 Beschäftigten(!) wurde von täglich ca. 1000 Reisenden frequentiert. Wer kann sich nicht an die Schlangen vor den Fahrkartenschaltern, der Endlosschlange vor dem Zeitungskiosk, der gut gefüllten Mitropa, der Verkaufseinrichtung vor dem Bahnhof und der in kurzer Folge anfahrenden Busse fast aller Linien erinnern? Der Abschluss der Elektrifizierung des Gubener Bahnhofs erfolgte am 15. Dezember 1990.
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