Fußballer Klaus Stabach war der „Schwarze Mann“
Für viele Altstadt-Kinder war das Rätselbild leicht zu lösen. Einigen half sogar zur Orientierung der Schatten der Häusersilhouette.
Hans-Joachim Wagner erinnert sich recht genau an diesen Spielplatz: „Das Klettergerüst stand auf einem ehemaligen Spielplatz in der Straße der Freundschaft, heute wieder Straße
der Freundschaft. Der gesamte Spielplatz ist wieder durch Wohn- und Geschäftshäuser bebaut. Der Wohnblock gegenüber gehört zu den nach dem Krieg als Lückenbebauung errichteten Wohnhäusern, die wegen des eintönigen Baustils nach dem Bürgermeister Ernst Schichhold auch als Schichhold-Kaserne bezeichnet wurden. Die Werbung von Adolf Hoffmann an der sonst unverputzten Seitenfront des Hauses weist auf die damals noch recht kleine Werkstatt des Meisters für Möbel und Raumkunst hin. Diese Werkstatt war durch Beerenstechers Gasse erreichbar, so wurde sie im Volksmund genannt. Sie wurde nach dem Optiker benannt, da dieser am Anfang dieser Gasse linksseitig an der Frankfurter Straße sein Geschäft besaß. In der Broschüre ‘Die Straße unserer Stadt’ von Gerhard Gunia von 1988 ist diese Gasse auch nicht erwähnt, so dass sie vermutlich auch keine eigene Hausnummer besaß und wohl immer der Frankfurter Straße zugeordnet wurde. Wie eben Beerenstecher linksseitig und Glas- und Porzellan-Böttcher rechtsseitig.“
Familie Koschack recherchierte wieder mühevoll und fand heraus: „Das Foto wurde nach den Zerstörungen des Krieges in der Straße der Freundschaft aufgenommen. 1962 wurde das
vom Hobbyfotografen Siegfried Hiltmann aufgenommene Bild im Gubener Heimatkalender veröffentlicht. Das Klettergerüst steht auf dem ehemaligen Grundstück Nummer 41, welches vor der Zerstörung dem Fleischermeister Georg Sturm gehörte. Gleich nach den Aufräumungsarbeiten wurde eine Mauer als Abgrenzung zur Straße gezogen, die man noch etwas erkennen kann. Das einfache Klettergerüst war ein Teil des Spielplatzes mit Sandkasten, und später gab es auch einen Verkehrsgarten für Kinder, die sicherlich auch aus dem Haus gegenüber, Schichhold-Kaserne genannt und 1950 errichtet, kamen. Das Schild am Hausgiebel Nummer 42 der Glaserei Altmann zeugte schon gleich nach dem Krieg von der Tätigkeit des Möbel- und Polstermöbeltischlers Adolf Hoffmann – später führte sein Sohn, der Tapezierer Martin Hoffmann, das Unternehmen weiter, noch heute gibt es dieses als Hoffmann-Möbel, schon über 100 Jahre in Guben. Das Grundstück des Spielplatzes wurde später mit einem Flachbau bebaut, in welchem die ‘Spielzeugkiste’ untergebracht war. Erst 1986 begannen die Bauarbeiten für das heute
dort stehende Wohn- und Geschäftshaus. 1989 bezogen glückliche Mieter die schönen Wohnungen. Die Aussicht auf der Hofseite geht direkt auf die Neiße.
Mir ist bekannt, dass ab 1962 Spielplätze mit Klettergerüst und Sandkasten in jedem
Wohngebiet zwischen den Wohnblocks entstanden. Im Turnerwäldchen, welches auch Goethehain hieß, wurden schöne Spiel- und Sportgeräte sowie Bänke aufgestellt. Sie waren später der Zerstörung
und Verwitterung preisgegeben. Zwischen Geschwister Schollstraße und Bahnstrecke gab es auch einst einen angelegten Spielplatz mit Bolzplatz und Skaterbahn. Vor ca. 20 Jahren wurde parallel zur Schillerstraße ein Spielplatz geschaffen. Als ‘Halfpipe’ gibt es ihn wohl noch in veränderter Form. Der neuste Spielplatz entstand in diesem Jahr auf dem Gelände des Fabrik e.V., welcher hoffentlich noch lange erhalten bleibt.“
Einen überraschenden Anruf erhielten wir aus Lippstadt in Nordrhein-Westfalen. Christine Schmeißer erkannte sich auf dem Foto wieder und erzählt: „Ich stehe unten mit dem
Rücken zur Kamera, ich hatte einen blauen Faltenrock an. Meine Freundin mit den Ringelsocken hängt neben mir an der Stange. Meine Eltern hatten einen Tabakladen in der Nummer 45, ‘Zigarren-Müller’, das ist das Haus mit der
Universum-Reklame, die heute noch zu sehen ist, wenn man aus Gubin kommt. Das Geschäft war zur Zeit des Fotos schon HO. Mein Vater, Gerhard Müller, war bis zu seinem Tod Geschäftsleiter, danach leitete Meine Mutter das Geschäft.
Das war ein buntes Klettergerüst. Vorn sieht man Haken, wo man seine eigene Schaukel anbringen konnte. Daneben stand ein weiteres grünes Klettergerüst, das unten breit war und sich nach oben verjüngte. Später kam ein Sandkasten dazu. Wir Kinder wohnten alle da und kannten uns demzufolge. Hier haben viele Kinder gewohnt, alle gingen in die Friedensschule. Es war der einzige Spielplatz außer den Gärten an den Häusern. Bevor es den Spielplatz gab, spielten wir gern in der Werkstatt der Glaserei Altmann und haben den Handwerkern gern über die Schultern geschaut. Auch bei uns im Laden habe ich gern zugeschaut. Übrigens hat in der Schichold-Kaserne ganz rechts im Erdgeschoss der bekannte Fußballer Klaus Stabach gewohnt! Als Kinder war er wegen seiner
dunklen Haare immer als der ‘Schwarze Mann’ bezeichnet worden. Er hat oft auf dem Wäschtrockenplatz hinter den Garagen vom Glaser Altmann trainiert. Hier spielten die Jungs auch Fußball. Und noch ein Tipp zu den Geschäften: Gegenüber befand sich das Schuhgeschäft Hauptmann.“