
Wahrscheinlich hat unser Leser Reiner Ladewig Recht, wenn er zu unserem Rätselbild der Vorwoche schreibt: „Das Foto vom Gubener Dreieck muss vor 1900 aufgenommen sein, denn die Villenanlage des Hutfabrikanten Wilke, erbaut 1901 im englischen Landhausstil, ist noch nicht vorhanden.“ Zu erkennen sei dafür noch ein Haus, das mit Torbogen und Türmchen gut zu erkennen ist, später aber abgerissen wurde. Leserin Bärbel Koschack tippt bei der Aufnahme allerdings auf etwa 1910. Das ist nicht mehr ganz genau heraus zu bekommen.
Klar ist: Der Name Dreieck entstand durch die Zusammenführung der Bahnhofstraße (heute Berliner Straße) mit der Frankfurter Straße und der Gasstraße. Herr Ladewig erinnert sich an Details: „Im Vordergrund, vor dem Kolonialwarengeschäft, welches, wie alle Geschäfte geschlossen war, denn die Front wogte immer hin und her,…wurde im März 1945 eine Tafel aufgestellt, auf der die Namen von 16- bis 18-Jährigen standen, die wegen Feigheit vor dem Feind erschossen worden waren. Meine Mutter erzählte mir die Erinnerung später. Sie war für einen Tag in die von den Flüchtenden verlassene Stadt zurückgekehrt.“
Bärbel Koschack schreibt. „Der Blick geht in die Bahnhofstraße, die gerade von Fuhrwerken befahren wird. Seit 1904 befuhr auch die Straßenbahn das Dreieck. Ein Teil des Dreiecks hieß früher auch Kuhplatz – es war ein Sammelplatz für Vieh. Dort wurde später die Gaststätte „Weißer Hirsch“ ein beliebter Treffpunkt. Das Dreieck hatte eine Normaluhr, einen Zeitungskiosk und ein Toilettenhäuschen. Rings um das Dreieck waren die Geschäfte Samen-Teisner, Elektro-Grützmacher, Bonbon-Wünsche, Friseur Müller, Fisch-Krause, Imbiss-Stube, Teppichhaus Eichhorn, Garten- und Futtermittelhandlung Schwiegk – später Hadelich. Zur Zeit der Fotoaufnahme gab es noch ein Fahrrad- und ein Lebensmittelgeschäft, Brauerei Kurzan und später ein Lichtspieltheater. Die Straßennamen änderten sich in den Jahren, aber das Dreieck blieb im Volksmund. Gubens neues Herz heißt heute ‘Promenade am Dreieck’ mit einer neuen Normaluhr, einem schönen Springbrunnen und von Blumen verschönt.“
Bevor das Platz sein heutiges Gesicht bekam, lag aber noch eine andere Zeitepoche dazwischen, an die sich Reiner Ladewig erinnert: „Zu DDR-Zeiten war im ehemaligen Kolonialwarenladen unter anderem der An- und Verkauf untergebracht. Im Haus dahinter hatte „Sport-Ebert“, ein Kommissionshändler der HO, sein Geschäft. Dann folgte die Einmündung in die Staupitzstraße. Die evangelisch-lutherische Kirche dahinter ist auf dem Foto nicht mehr zu sehen, sie steht nicht direkt an der Straße. Die Stadtapotheke dahinter wurde nach 1945 von Walter Wischkony geleitet. Seine eigene ursprüngliche Adresse an der Herren-/Ecke Salzmarktstraße war zerstört.“
In der Mitte des Platzes existierte bis 1938 eine Postmeilensäule. Heute ist eine Kopie des Steins an der östlichen Egelneiße errichtet.
Herr Ladewig: „Viele Häuser wurden in den 60ern abgerissen, ebenso wie die öffentliche Toilette, die auf der rechten Seite stand und einem Zeitungskiosk weichen musste.“
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