Gubener Hutfabrik stand in Flammen / Wohnblocks entstanden hier in den 50er Jahren / Rüstungsindustrie zog ein
Keine leichte Rätselaufgabe war diesmal das Brandfoto, das uns Ernst-Dieter Karpinski zusandte – vielen Dank dafür!
Gisela Heilmann ist sich nicht ganz sicher. Am Telefon vermutet sie: „Das müsste die Hutfabrik Steinke sein. Der Brand 1938 war ein schlimmer Rückschlag für die Unternehmerfamilie. Dahinter ist die Villa von Berthold Lißner zu erkennen, ebenfalls Hutfabrikant. Sollte meine Lösung stimmen, wurde das Foto in der Alten Poststraße von der Ecke Bahnhofstraße aufgenommen. Ganz rechts sieht man noch den Backsteinbau der alten Berufsschule, zu DDR-Zeiten Berufsschule und Musikschule. Hier ist meine Tochter in ihrer Jugend einmal wöchentlich zum Klavierunterricht und zur theoretischen Ausbildung gefahren. Der Eingang war damals von der Alten Poststraße aus, etwa dort, wo sich das Feuerwehrfahrzeug befindet. Man ging damals über den Hof zum Treppenhaus.
An der Stelle der abgebrannten Häuser wurden dann zwei Wohnblöcke errichtet, ich vermute, das war in den 50er Jahren.“
Bärbel Koschack ermittelte das genaue Datum der Katastrophe: „Das Bild zeigt das niedergebrannte Gebäude der Hutfabrik Steinke in der Alten Poststraße 31 am 7. Juni 1938. Das zweistöckige, 124 Meter lange Gebäude war 1890 erbaut worden. In ihm befand sich die Produktionsstätte der Hüte. Das angrenzende höhere Gebäude war 1928 in der Bahnhofstraße 2 errichtet worden. Dort wurden die Feinarbeiten wie Nähen, Futter und Hutband einsetzen ausgeführt. Der Eigentümer war seit 1914 Martin Rosenthal nach dem Ausscheiden der Brüder Otto und Gustav Steinke. Es blieb aber immer ‘Steinke Hut’. Da er Jude war, musste er 1937 nach Holland emigrieren, kam aber doch später in Auschwitz um. 1940 wurden die Betriebsräume der Bahnhofstraße 2 für die Rüstungsindustrie vermietet. Die Maschinen wurden nach dem Krieg für Reparationskosten demontiert. Am 17. Oktober 2009 wurde die Fabrik schon ausführlich beschrieben. Ab 1950 befanden sich die Berufsschule, Volkshochschule und ab 1952 das Lehrlingswohnheim in dem großen Gebäude Bahnhofstraße 2. Ich lernte Steno und Schreibmaschine 1954 in der Volkshochschule. Die Reste des abgebrannten Gebäudes kenne ich noch bis ca. 1953. Dann wurden zwei Wohnhäuser auf dem Grundstück errichtet.“
Helmut Schulze verfolgt die Damals war’s-Reihe genau und schreibt zur Lösung: „Schon zweimal war das Bild in der Zeitung, und das Wesentliche wurde damals geschrieben. Die Berichte waren am 1. März 2008 und am 17. Oktober 2009 abgedruckt. Sie zeigten das Gebäude vor und nach dem Kriege im guten Zustand.“