Guben: Gubener Gleise vor der Malzfabrik

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Bahnübergang Grünstraße mit Malzfabrik

Schrankenbude 133 für Sicherheitsanlagen / Malz für Getränke-VEB
Monika Materne löst unser Rätselbild, wie viele weitere Leser. Sie mailt: „Als Vorschulkind lebte ich sporadisch bei meinen Pflegeeltern Frieda und Fritz Müller in der Mittelstraße 26. Mein Pflegevater, den ich damals (Anfang der 50er-Jahre) ‘Papa’ nannte, arbeitete in dieser Malzfabrik. Die Mutti vom Gubener Zahnarzt Schwarz arbeitete damals dort als Sekretärin beim Direktor Hampel, bei ihr war ich oft im Büro. Ganz oft habe ich meinen ‘Papa’ von Arbeit abgeholt und bin dort durch die ‘Säle’ gerannt. Diese Zeit liegt schon etwas länger zurück, fast 60 Jahre – auweia.“
Hartmut Richter interessierte besonders der vordere Teil des Fotos. Er schreibt: „Bei diesem Foto handelt es sich um eine ältere Aufnahme des Schrankenpostens 133 vom Bahnübergang in der Grünstraße. Aufgenommen von der Seite an der ehemaligen Gaststätte ‘Prellbock’. Damals waren beide Schrankenbäume durchgehend mit Gitternetzen versehen. Sie wurden durch den Schrankenwärter im Vierschichtplan bedient. Heute dient die damals als ‘Schrankenbude’ bezeichnete umgebaute Hütte als Unterbringung für die Sicherungstechnik der Schrankenanlage. Die Bedienung erfolgte vom Fahrdienstleiter des Stellwerks W2 per Knopfdruck. Im Mittelkern liegen die Gleise zur Ost- und Westseite und die Streckengleise von und nach Cottbus. Gleich vorn, hinter dem Holzlattenzaun, befindet sich das Sommerfelder Gleis nach Polen. Die Befahrung erfolgte letztmalig mit Güterzügen 1994 als Ausweich für die Eisenbahngrenzbrücke nach Polen wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten.
Heute ist das Gleis marode und stellenweise zugewachsen.
Im Hintergrund sieht man die Malzfabrik mit Gleisanschluss. Davor liegt noch das Zuführungsgleis zum ehemaligen OBW. Es wird heute noch befahren.“

Bärbel Koschack geht näher auf die Fabrik ein: „Auf dem Foto erkennen wir die Malzfabrik Mertens/Rathge in der Grünstraße 4, direkt am Bahnübergang. Das Foto wurde in den 50er-Jahren aufgenommen. Mein Weg zur Schule führte daran vorbei. Durch die Kellerfenster konnten wir das Getreide sehen, das zu Malz verarbeitet werden sollte. Ein Foto von 1972 in unserem Album zeigt eine Aufstockung des Hauses links in Höhe der Beschriftung. Dieses große Gebäude wurde ab 1920 errichtet. 1956 wurde der Privatbetrieb umgewandelt in eine Kommanditgesellschaft. 1959 wurde es ein Betrieb mit staatlicher Beteiligung. 1960 starb der Eigentümer Willi Mertens. Es gab dann einen Betriebsleiter Willi Hampel. Nach 1972 wurde es ein VEB, welcher kurzzeitig ab 1977 in den VEB Getränkeversorgung überging. 1979 wurde die Gubener Malzfabrik stillgelegt. In der Nachwendezeit kam es 1992 durch Brandstiftung zur Zerstörung und später, 2006, zum Abriss der Fabrikreste. Mir war der Betriebsleiter bekannt. Er hat 1924 als Lehrling für Industriekaufmann in der Malzfabrik beim Seniorchef Moritz Mertens angefangen. Er ist mit seinem Renteneintritt 1976 als Betriebsleiter ausgeschieden. Ein Leben in der Malzfabrik. Mit seiner Tochter besuchte ich übrigens gemeinsam die Schulklassen 9 bis 12 in der Pestalozzi-Schule.“
Wolfgang Donat tippt auf eine Ölmühle und mailt: „Das Bild zeigt die ehemalige Speiseöl-Mühle und Getreide-Schroterei der Familie H. Bogdan. Sie befand sich an der Grünstraße mit Zufahrt von der Mittelstraße Nr. 25. Die Ölmühle selbst hatte einen Gleisanschluss. Gegründet wurde sie 1894 von H. Bogdan. Im Detail nachzulesen im Gubener Heimatkalender von 1996 im Beitrag von Werner Käthner. Damals war sie die erste, größte und modernste Speiseöl-Mühle der Lausitz. Nach 1945 wurde sie von Fräulein Antonie Bogdan geführt. Nach der Einstellung der Öl-Produktion Ende 1966 wurden die Maschinen ausgebaut und Futterhaferflocken hergestellt. Noch vor der Wende wurde auch diese Produktion eingestellt. Heute sind die Gebäude abgetragen.“
Vielen Dank an alle Ratefreunden!