Guben. Kleine Kirchstraße mit Blick zur Frankfurter Straße, 1953

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Viel Platz für das Modekaufhaus „Elite“ / Lehrer verzierte das „Elite“-Kaufhaus
Keine leichte Rätselaufgabe war unser letztes Rätselbild, obwohl die Häuser recht markant und zum Teil heute noch erhalten sind.
Siegfried Primke löste am Telefon: „Auf dem Rätselbild ist die Kleine Kirchstraße zu sehen, fotografiert von der Kirchstraße aus mit Blick zur Frankfurter Straße. Auf dem freien Gelände ist später das Kaufhaus Elite entstanden. Vorher standen hier Wohnhäuser. Ich kann mich entsinnen, dass in den verbliebenen bewohnbaren Räumen der Ruinen die Familie Wenske wohnte. Wir spielten als Kinder oft in den Trümmern dieser Ruinen. Links das hohe Gebäude am Bildrand war die Bä­ckerei Kuß.
Das Haus in der Mitte des Bildes mit den zwei Schaufenstern gab es so schon vor dem Krieg – es war ‘Eisen-Schulze’ der Gebrüder Schulze, ein Eisenwarenhandel.
Auf der rechten Seite des Bildes ist ein großes, vollständig zu sehendes Gebäude zu sehen, das war vor dem Krieg der Speicher Tamm, eine Gubener Spedition. Der Speicher wurde später zu Wohnungen für die Feuerwehrkameraden ausgebaut.
Das Foto könnte in den 1950er Jahren aufgenommen worden sein. Zum Kaufhaus ‘Elite’, das einige Jahre danach gebaut wurde, weiß ich noch zu berichten, dass an der Fassade zur Frankfurter Straße eine grafische Gestaltung vom Gubener Lehrer Günter Reh in den Putz eingebracht worden war. Reh war später auch Leiter der Abendschule in Guben.
Auf der rechten Straßenseite das Eckhaus, war Drogerie Cosmehl im Erdgeschoss.“
Hertha Wenske schreibt uns: „Dieses Foto ruft alte Erinnerungen wach. Es handelt sich um das Privatgrundstück ‘Schwarzer Adler’, das im Zweiten Weltkrieg abbrannte. Lange Zeit bewohnten die Besitzer des Grundstückes, Paul und Martha Wenske, das stehen gebliebene kleine Häuschen an der Kleinen Kirchstraße. Im Zuge des Wiederaufbaus kaufte die Stadt Guben das Grundstück. Auf diesem Gelände wurde dann das Modehaus ‘Elite’, darüber viele Wohnungen, errichtet. Heute ist es das NKD.
Gegenüber vom ‘Schwarzen Adler’ sieht man die Geschäfte ‘Eisen-Schulze’ und ‘Textil-Kaschube’ in der Frankfurter Straße, die später von der Handelsorganisation genutzt wurden.“
Und weitere Details fand Werner Koschack heraus: „Das Foto aus dem Jahre 1953, vom Hobbyfotografen Fritz Winkler aufgenommen, zeigt das Areal der Häuser Nr. 19 und 20 der Frankfurter Straße. Beide Häuser waren durch den Krieg so zerstört, dass man sie nicht wieder aufbauen konnte. Nr. 19 gehörte den Köhlerschen Erben und wurde von drei Familien bewohnt. Nr. 20 (Eckgrundstück) war der Gasthof „Zum Schwarzen Adler“ von Paul Wenske. Das Rätselfoto zeigt noch die Überreste dieser Häuser. 1960 begannen die Aufräumarbeiten der Trümmer durch freiwillige Helfer. Danach der Aufbau des heutigen Hauses Nr. 19, Träger war damals KWV, heute GuWo. 1962 zogen 16 Familien ein. Diese hatten viele Aufbaustunden geleistet oder waren Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Drei Familien wohnen hier noch heute. Zur damaligen Zeit waren es beliebte Wohnungen, denn sie hatten Fernheizung, Bad und Balkon. Im Erdgeschoss wurde das Modehaus ‘Elite’ eingerichtet. Eine Einkaufsstätte für Damen-, Herren- und Kinderkonfektion (HO-Kreisbetrieb Guben). Zu den Aufbauhelfern gehörte auch meine Mutter mit ihrem Ehemann. Meine Mutter lebte bis zu ihrem Tod 2005 in diesem Haus. Es gab früher auf dem Hof einen Sandkasten und einen Wäscheplatz. Beides wich nach der Wende der Commerzbank. Zu erwähnen ist der ehemalige Durchgang zur Straße der Freundschaft. Er wurde Ende der 90er Jahre zugebaut, wo sich jetzt der Geldautomat der Sparkasse befindet.“