Odyssee durch Hausnummern-Wechsel / Schon nachweislich 1891 bewohnt
Wenn in wenigen Wochen die Blätter fallen, wird sich die Villa unseres Rätselbildes wieder zeigen.
Arno Schulz mailt ausführlich: „Die auf dem Foto abgebildete Villa ist das ‘gelbe Haus’ in der Uferstraße 12. Im Hintergrund ist das in den 1980er
oder ‘90er-Jahren abgerissene Wohnhaus zu sehen. Das hohe Gebäude war die Hutfabrik von Brecht & Fugmann, später Dienstleistungsbetrieb. Sie wurde nach der Wende abgerissen. Dort lernte mein Vater von 1920 bis ‘23 den Beruf des Buchhalters. An der Villa bin ich auf meinem Schulweg, dem Poetensteig entlang der Egelneiße, von wo die Aufnahme gemacht wurde oder die Marceli-Nowotko-Straße (Uferstraße), später auch auf dem Weg zur Arbeit viele tausende Male vorbei gegangen oder gefahren und habe auch als Handwerker darin gearbeitet. Wem das Haus ursprünglich gehörte, weiß ich nicht. Nach dem Kriege waren darin Wohnungen aber auch Büros. Ich glaube, sie gehörten zur Kinderkrippenverwaltung. Die Villa ging nach der Wende wieder in Privatbesitz über und erstrahlt heute in altem Glanz nach zuvor trüben Zeiten.“
Genaues zur Villa berichtet Henriette Pusch: „In diesem Haus wohne ich. Die Aufnahme stammt aus DDR-Zeiten, weil die Gartenlaube links neben unserem Haus noch steht. Wir hatten es 2003 gekauft, da stand nur noch die schöne hölzerne Rückwand.
Zur Geschichte hatten wir anfangs herausgefunden, dass der Veterinärrat Dr. Gützlaff das Haus hat errichten lassen, doch später stellte sich heraus, dass der Arzt 1903 noch in der Frankfurter Straße gemeldet war. 1914 ist Dr. Gützlaff in der Uferstraße 6 gemeldet. Wir nehmen an, dass damit diese Adresse dieses Haus gemeint war, denn die Häuser in der Uferstraße wurden mehrfach neu nummeriert. Eine Wilhelmine Pesch, geborene Graßme und verwitwete Zimmermannsfrau, hatte 1903 in dieser Villa gewohnt. Und schon 1891 wird sie wohnhaft in der Uferstraße 5 genannt.
Damit ist die Existenz dieses Hauses älter, als wir dachten, denn wir gingen davon aus,
dass es 1903 erbaut worden war.
Als wir das Haus kauften, war es ziemlich abgewohnt, es war sehr viel zu tun. Der rege Lkw-Verkehr und die schlechte Straße trugen nicht zur guten Substanz bei. Aber wir wollten es so ursprünglich wie möglich erhalten.
Nach dem Krieg wohnten hier viele Flüchtlinge. Inzwischen sind wir von damaligen Bewohnern angesprochen und besucht worden. Zu DDR-Zeiten war zeitweilig eine Verwaltung eingerichtet, oben wohnte Familie Mattig. Im Erdgeschoss befanden sich Büros, zeitweilig auch eine Baufirma.
Das hohe Haus links neben der Gartenlaube ist ein Wohnhaus und steht heute noch, unsere Nachbarn. Auch die Garagen ganz links stehen noch.“