Forst: Wo das Forster Bier gebraut wurde

Gesucht war die Jägerstraße in Forst, die im Zuge der Neustrukturierung der Stadt nach 1945 verschwand
Gesucht war die Jägerstraße in Forst, die im Zuge der Neustrukturierung der Stadt nach 1945 verschwand

Leser erinnern sich an altes Wohnhaus in der Jägerstraße der Neißestadt

Etwas schwieriger ist unser Rätselbild der vergangenen Woche gewesen. Doch Familie Hammer aus Forst wusste natürlich die richtige Lösung. Kein Wunder, hatte sie doch über viele Jahre in dem abgebildeten Haus gewohnt. „In der Jägerstraße 22, also im ersten Haus vorn, haben wir gelebt“, berichtet Dieter Hammer. Seine Frau Renate Hammer ergänzt: „Früher befand sich in diesem Gebäude eine sogenannte Walkenbauerei. Dort wurden also die Walken für die Tuchindustrie hergestellt. Der Berufszweig ging in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Das Haus selbst wurde in den 1920er-Jahren erbaut und 1973 wieder abgerissen. Später entstanden an dieser Stelle Neubauten. In der Jägerstraße, die es heute so nicht mehr gibt, gab es darüber hinaus eine Fischbratküche sowie eine Brauerei, in der das Forster Bier hergestellt wurde. In der Nähe unseres einstigen Wohngebäudes befindet sich heute ein Heizhaus.“
Auch Andrea Buder erinnert sich: „Auf dem Rätselbild ist die Jägerstraße Nr. 20 und 22 zu sehen. Das höhere Haus ist die Nr. 20, welches unseren Urgroßeltern Paul Bailo und später unseren Großeltern Justina und Felix Feige gehörte. Felix Feige war Polizei-Hauptwachtmeister. Vor einigen Wochen war die Vorderseite von der Jägerstraße zu sehen (Hammerstr. Nr. 5 und 7). Es ist erstaunlich, was alles auf kleinstem Raum untergebracht war, wie z.B. ein Fuhrgeschäft (mit Pferdefuhrwerken), eine Kolonialwarenhandlung, ein Fahrradgeschäft und nicht zu vergessen die Wäschemangel, welche täglich ausgebucht war. Das vordere Haus gehörte dem Walkenbauer Bulick, welches später von Herrn Donath betrieben wurde. Im Hintergrund ist noch ein Stück von der Forster Stadtbrauerei zu erkennen. Gegenüber der Jägerstraße Nr. 20 war das Restaurant von Herrn Kulke, später Bogott´s und ab 1971 wurde es als Fischbratküche von Familie Brunsch weitergeführt. Die Fischbratküche war vorher in der Mühlenstraße ansässig, die leider auch dem Abriss zum Opfer fiel. Das ganze Areal Jägerstraße – Hammerstraße – Ernst-Hammer-Platz ist nun bereits zum zweiten Mal dem Erdboden gleichgemacht worden. Zur 750-Jahrfeier haben viele damalige Kinder ihr einstiges Zuhause anders erleben können. Auf dem Platz, wo die Jägerstraße 20 – 22 war, stand ein riesiger Fischwarenhändlerwagen und die Haupttribüne stand auf dem Platz, wo die Reichshallen ehemals standen. Es waren emotionale Erlebnisse, aber wir waren uns alle einig: Wir waren alle nicht reich und unsere Häuser nicht wirklich schön, aber wir kannten nichts anderes. Doch der Zusammenhalt und die gegenseitige Hilfe waren enorm. Viele schöne Erinnerungen, die uns keiner mehr nehmen kann, stammen aus dieser Zeit. Das Leben war einfach und einfach nur schön. Im Namen vieler jung gebliebener Bewohner der o.g. Straßen, danke Herr Grapke für das schöne Bild.
Gewonnen hat diesmal Familie Hammer aus Forst.
Herzlichen Glückwunsch!