Erinnerungen an Biskuitplätzchen und einige Stücken Futterleder.
Manfred Gnida aus Spremberg kennt sich aber in Cottbus erstaunlich gut aus: „Die Erläuterungen zum Rätselbild machen die Lösung nicht so schwer. Abgebildet ist ein Gebäude in der Cottbuser Mühlenstraße, die früher zu den Stadtmühlen von der Mauerstraße bis zum Gerichtsplatz führte. Links die kleine Gasse führt zum Altmarkt und heißt Scharrengasse, benannt nach den Fleischscharren, die es als Fleischverkaufsstände hier einst gab. Das Gebäude in der Mitte erinnert heute an den kulturellen Reichtum des kleinsten slawischen Volkes. Hier befindet sich das Wendische Museum.
Das Grundstück Mühlenstraße 12 wird im Jahre 1544 erstmals schriftlich erwähnt. Es erstreckte sich im 18. Jahrhundert von der Mühlenstraße bis zum Markt. Als Besitzer wurde der Leineweber Matthias Reutter benannt. Das Gebäude diente ausschließlich zu Wohnzwecken, vornehmlich einer Apothekerfamilie. Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden darin Ladenräume und 1877 erwarb der Lederwarenhändler Adolf Emil Liersch das Haus, welches danach über mehr als einhundert Jahre im Besitz dieser renommierten Familie blieb. 1986 kaufte die Stadt das Wohn- und Handelshaus zu Museumszwecken. Mit finanzieller Unterstützung des Landes Brandenburg, der Stadt und der Stiftung für das sorbische Volk begann 1991 die Sanierung und Umgestaltung des Hauses, das im Juni 1994 als Wendisches Museum eröffnet wurde. Das Museum besitzt einen reizvollen kleinen Innenhof mit einer ‘sor- bischen Linde’, und auf dem Vorplatz wurde 2005 eine bronzene Plastik, gestaltet von Peter Buth, aufgestellt. Auf einem Findling sitzt eine sorbisch/wendische Sagenfigur, der Wassermann. Ein Besuch des Museums ist sehr empfehlenswert, zeigt es doch Einblicke in die Vor- und Frühgeschichte und Volkskunst in Form von Sprache, Bildender Kunst, Schrifttum, Literatur, Volkstrachten, Musik, Brauchtum, Lebensweise, Postgeschichte und vieles mehr. Im November 2013 wurde ein Förderverein für das Wendische Museum gegründet und mehrmals im Jahr lädt der Verein zu kulturellen Veranstaltungen ein und unterstützt auch das alljährliche Hoffest.“
Jürgen Schmidt mailt: „Danke für das historische Foto. Wir befinden uns in der Mühlenstraße und schauen auf das Haus von ‘Leder Liersch’, heute das Wendische Museum. Der Laden von Liersch war eine wahre Goldgrube für Bastel- und Reparaturarbeiten. Hier gab es viele verschiedene Ledersorten, Schuhabsätze, diverse Schusternadeln, Klebstoffe etc. zu kaufen. Man wurde auch sehr gut beraten. Auf der linken Seite des Fotos befindet sich das Katharinengäßchen, welches zum Schlosskirchplatz führt. Rechts war mal die Bäckerei Schabert. Noch heute erinnern wir uns an den Geschmack der wunderbaren Biskuitplätzchen.“
Irina Lehmann aus der Räschener Straße in Cottbus bastelt ebenfalls: „Die richtige Lösung ist C, Mühlenstraße. Das ist das Haus von Leder Liersch. Heute sitzt der Wassermann davor und bewacht das Wendische Museum. Früher habe ich dort oft Lederreste gekauft, zum Basteln oder um Flicken auf durchgewetzte Kleidung zu nähen.“
Jürgen Klingmüller aus der Cottbuser Willy-Brandt-Straße hat das aktuelle Foto angefügt und schreibt: Es ist die Mühlenstraße Nr. 12 vor dem großen Stadtumbau. Zu jener Zeit befand sich in diesem Gebäude die Lederwarenhandlung Liersch. Allzu viel Leder gab es zur DDR-Zeit zwar nicht, aber hin und wieder gab es mal ein paar Flecken ‘Futterleder’ von der Ziege. Ich habe mir daraus dann eine Lederjacke anfertigen lassen. Sie war schön und schwer. Jedenfalls roch es in dem uralten Laden herrlich nach Leder. Heute befindet in dem komplett sanierten Haus das Wendischen Museum. Einige geschichtsträchtige Häuser der gegenüberliegenden Seite hatten weniger Glück; sie wurden abgerissen und überbaut.“
Manuela Fischer mailt: „Heute befindet sich das Wendische Museum in diesem wunderschönen Haus. In den 80ern habe ich oft bei Leder Liersch, der hier seltenes und sehr begehrtes Bekleidungsleder angeboten hat, eingekauft. Auch Nieten und Ösen hat er in so manch selbstgenähtes Kleidungsstück gestanzt. Nicht zu vergessen, das Leder für die Röcke der Funken des damaligen Karnevalsvereins ICC. Der Inhaber war ein Urgestein und hatte die Gabe, Kundschaft glücklich gehen zu lassen.“
Dieter Leubauer hat die gegenüberliegende Seite bildlich dokumentiert. Er rückt das Bild aus der Mitte der 80er in den Spätwinter 1990 oder Winter 1990/91. Östlich vom freien Platz im Bildvordergrund standen im März 1990 noch alte Häuser mit der aufgemalten Forderung: ‘Erhaltet uns! Wir sind der Rest der Stadt(?)’. Das Haus in der Bildmitte ist die Nr. 12, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1544. Im Jahre 1877 erwarb der Lederhändler Adolf Liersch das Haus und vererbte es weiter. Meine Frau erinnert sich, in dieser Lederhandlung 1963 Leder für eine Lederhose und eine Tasche gekauft zu haben. 1986 erwarb die Stadt Cottbus das Gebäude für museale Zwecke, und schließlich wurde 1994 hier das Wendische Museum eröffnet.“
Auch Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus kennt sich hier aus: „Wir sehen auf das Gebäude des heutigen Wendischen Museums. Es widmet sich der Kulturgeschichte der Sorben/ Wenden in der Niederlausitz. Die Dauerausstellung gibt vielschichtige Einblicke in die historische und gegenwärtige Lebenswelt des sorbisch/wendischen Volkes. Im Mittelpunkt der Präsentation stehen Glaube, Religion, Sprache, Literatur, Brauchtum, Trachten, Kunst und Musik, aber auch der Verlust von Heimat und Identität durch den Braunkohlebergbau.
Bis ins 18. Jahrhundert erstreckte sich das Grundstück von der Mühlenstraße bis zum Altmark 24 (Apotheke). Das Haus in der Mühlenstraße diente bis Ende des 18. Jahrhunderts ausschließlich Wohnzwecken, vornehmlich der Apothekerfamilie. Ladenräume gab es seit Anfang des 19. Jahrhunderts. 1986 kaufte die Stadt Cottbus das Gebäude. 1991 begann die Sanierung und Umgestaltung des Hauses, das im Juni 1994 als Museum eröffnete“.
Statt vom Museum mailt Manfred Rückner: „Hier beginnt gerade das Schleifen eines feinen Stücks Ur-Cottbus, wie es noch in den frühen 1970er Jahren lebte: mit der Schramke-Patronin an der Ladenkasse des Raumausstatter-Kaufhauses um die Ecke in der Sprem, dem geheimnisvollen Petersdorf-Schreibwaren-Laden gegenüber, der winzigen, ganz freundlichen Frau Reinke mit ihrem Hund im Sportgeschäft in der Mühlenstraße und dem rätselhaften Vorstand der Uhrmacher-Genossenschaft gerade gegenüber, der kleinen Zeitungsredaktion, den schmalen, leerstehenden Giebelhäuschen, in denen Rumpel- Rühtz alte Möbel stapelte und eben dem feinen Herrn Liersch, der sein Tagwerk stets damit begann, die blinkende Messingklinke mit wollenem Lappen zu polieren.“
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