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Reiner Mersiowsky: Maler der anhaltenden Zeit

Bilder aus dem alten Cottbus | Von | 30. Juni 2023

Mersiowsky privat: „Bildnis C“, 1978

Mersiowsky privat: „Bildnis C“, 1978

Am kommenden Dienstag würde ein Cottbuser Maler 80 Jahre alt, der es hier nicht leicht hatte mit seiner Kunst und seinem distanzierten Spott: Reiner Mersiowsky; er starb schon mit 53 Jahren am 5. Juni 1997 nach einem Krebsleiden.
Der gebürtige Dresdner war Gebrauchswerber und Plakatmaler, ehe er zum Studium an die Hochschule für Bildende Kunst seiner Heimatstadt kam und bei Fritz Eisel (Landschaft) und Gerhard Kettner (realistische Zeichenkunst) geprägt wurde. Ab 1973 arbeitete er freischaffend in Cottbus, malte große Tafelbilder, auch prominente Porträts (Leichtathletin Gunhild Hoffmeister u.a.) und Wandbilder, die aber nach der Wende wieder aus dem Stadtbild verschwunden sind.

Mersiowsky: „Urs“, Öl auf Leinwand, 1979

Mersiowsky: „Urs“, Öl auf Leinwand, 1979

Mersiowsky war an allen Bezirkskunstausstellungen beteiligt und auch auf der X. DDR-Kunstausstellung 1987/88 in Dresden vertreten. Die ganz großen Aufträge aber haben ihn nicht oder nur selten erreicht. An seinen Werken wurde „allzu glatte Detailmalerei“ kritisiert, es fehlten der saloppe Strich und die mitschwingende revolutionäre Begeisterung. Stattdessen entwickelte er für sich einen Symbolismus durch Reduktion. Seine Figuren wirkten wie in der Zeit angehalten, gingen auf geradezu frostige Distanz zum Betrachter/Auftraggeber, den der Maler höchst selten ins Herz geschlossen hatte. Der Maler, der sich gern still beobachtend in Gartenkneipen und Sportkantinen aufhielt, kam aus fest geerdeter Ansicht oft nicht mit den aufgeregten Stimmungen des Künstlerverbands überein, entzog sich den SED-Werbern durch Beitritt in eine Blockpartei und fand seine Themen und Modelle vorzugsweise privat. Erhalten blieb dennoch das reichlich quadratmetergroße Mischtechnik-Tafelbild „Panzerfahrer“ (heute im Militärhi- storischen Museum der Bundeswehr). Porträtplastiken entwarf er als Bronzemedaillon für Hermann von Pückler im polnischen Teil des Muskauer Parks und für Ernst von Houwald als Gedenktafel am Neuhaus in Lübben. Hierin wie auch in Landschaftsbildern zeigte sich das Interesse des in der Kunststadt Dresden geprägten Wahllausitzers für die Kulturgeschichte der sächsisch-preußischen Region.
Rainer Mersiowsky arbeitete auch als Lehrer an der Kulturakademie Cottbus. Sein Werk ist heute nicht vergessen. Ein Porträtfoto war aber nicht griffbereit. Vielleicht reicht es ein Leser freundlich nach. H.

Weitere Beiträge über das historische Cottbus finden Sie hier!



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