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Sorau – Die Stadt der Türme, des Porzellans und vieler schöner Gasthäuser

Damals war´s | Von | 9. September 2022

Ansicht von Sorau

„Die drei Getreuen“ ragen auf dieser hübschen Zeichnung über Sorau. In der Mitte ist die Pfarrkirche (Allerheiligstes Herz-Jesu-Kirche), das wertvollste Baudenkmal von Zary. Beim amerikanischen Luftangriff 1944 wurde das Kirchendach zerstört, um dann 1975 bis 1984 wiederaufgebaut zu werden. Rechts von der Kirche steht der Wächterturm. Er gilt als Teil der Wehranlage. Links im Bild befindet sich der zweite Verteidigungsturm, der die Funktion des Glockenturms der Pfarrkirche hatte. Im 17. Jahrhundert setzte man ihm einen hohen barocken Turmhelm auf. Und natürlich ist Sorau / Zary auch heute eine beliebte Touristen-Stadt, die auch von vielen Niederlausitzern besucht wird. Diesen wird empfohlen, das Schloss, den historischen Marktplatz, den Stadtwald mit Rückenberg und Aussichtsturm zu besuchen. Foto: Archiv CGA-Verlag

Es ergab sich günstig, dass wir gerade jetzt “on tour” nach Sorau/ Zary gerieten, denn wie der aktuelle Newsletter des Berliner/Cottbuser Journalisten Ulrich Winz mitteilt, findet an diesem Sommerabend (10.9.2022) ab 10 Uhr in Forst Sacro das traditionelle Jahrestreffen der früheren Bürger des Landkreises Sorau mit Freunden des Sorauer Landes statt. Dort wird man sich viel zu erzählen haben über den Bahnhof und das Hotel gegenüber und viel andere Erinnerungen. Im Newsletter (Internetbrief) heißt es: “Wie in all den Jahren zuvor werden die Vormittagsstunden mit Gesprächen über Damals und Heute erfüllt sein. Gern werden Erfahrungen an Jüngere weitergegeben, die ihre betagten Angehörigen begleiten und/oder Interesse am historisch, kulturell und landschaftlich reizvollen Sorauer Land, jetzt ‘Ziemia Żarska’, haben.”
Gastgeberin der Heimattreffen ist seit 2006 Forst. Die Vorbereitungsgruppe um Sylvia Beyer freut sich, dass die Forster Bürgermeisterin Simone Taubeneck gern der Einladung der Sorauer folgen will und über die Entwicklung der Rosenstadt berichtet. Auch Żarys Stadtspitze wurde eingeladen und der Gubener Andreas Peter präsentiert historischer Buch-Nachdrucke. Musik soll’s auch geben – und echte Hefeplinze.
Doch nun zum Rätselbild: S. Menzel aus der Gubener Klaus-Herrmann-Straße kommt gleich auf den Punkt: “Wir bleiben im alten Kreis Sorau mit wichtigen Bahn-Verkehrsverbindungen. Der Bahnhof der Stadt war Verkehrsknotenpunkt der Bahnstrecken Cottbus-Forst-Sorau-Sagan und schon seit 1846 mit Anschluss an das deutsche Eisenbahnnetz mit der Strecke Berlin-Breslau (die in seinen letzten Lebensjahren auch Fürst Pückler gern für Fahrten nach Berlin nutzte). Tuchmacherei, in ca. 20 Fabriken mit Leinenproduktion, ließ Sorau im 19. Jahrhundert zur viertgrößten Stadt der Niederlausitz heranwachsen. Einst war es Kreisstadt und Hauptort der Standesherrschaft von Promnitz. Alte Wanderkameraden der Mark Brandenburg schwärmten von Sorau, dem Bahnhof sowie, am Bahnhof gleich gelegen, dem Gasthof Brose.”

Straße in Sorau

Gastlichkeit finden wir diesmal in Sorau/Zary

Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg ordnet das Thema ein: “Auch dieses Mal geht es mit dem Rätselbild über die Neiße nach Sorau, heute Zary. Die Stadt gehört seit 1945 zu Polen, aber Erinnerung zur Zeit davor habe ich noch in einem amtlichen Schreiben, wo mein Geburtsort, jetzt westlich der Neiße liegend, zur Provinz Brandenburg, Regierungsbezirk Frankfurt und Kreis Sorau gehörte. Ehemalige Bewohner der Stadt und deren Umfeld werden sich an viele schöne Begebenheiten und Sehenswürdigkeiten in der Stadt und aus dem Sorauer Wald mit den schönen Ausflugszielen, die man dort finden konnte, erinnern. Die Stadt Sorau hatte auch mit ihren Grünanlagen, Einkaufsstraßen, der Porzellanindustrie, dem Zweikaiser-Denkmal, den Restaurants und vielen Erinnerungsbauten weit über seine Grenzen eine besondere Anziehung. Wie im Bild ersichtlich, gab es aus zahlreiche Hotels und Gasthäuser in der Stadt, wie zum Beispiel der Gasthof Zum deutschen Kaiser, Hotel und Gasthof Drei Linden, Gasthaus Zum Rautenkranz, Cafe Central, der Einberggarten, Gartenrestaurant Plantage und das abgebildete Hotel und Restaurant, um nur einige zu nennen. Hier in der Bahnhofstraße konnte man so um 1911 an der Hausfront lesen Paul Brose’s Hotel und Restaurant, und um 1928/30 stand dort ‘Bahnhofs-Hotel Wilhelm Mittwoch’ und über der Eingangstür wird in einer Anzeige das Schild Brose’s Hotel sichtbar. So hat dieses Haus in der Nähe des Bahnhofs wahrscheinlich als letzten Besitzer Wilhelm Mittwoch gehabt. Ganz in der Nähe der Stadt, in Lohs, war ein beliebter Ausflugsort, das Gasthaus Waldesheim. Sorau ist heute eine beliebte Kleinstadt und Besucher aus der naheliegenden Niederlausitz sind oft Gäste dieser Stadt.
In einer weiteren Zuschrift von Klaus Reiter aus Cottbus heißt es: “Wir sind in Sorau/Zary in der Bahnhofsstraße und sehen rechts Brose’s Hotel. Der Schriftzug an der Vorderfront enthält noch den Namen Wilhelm Mittwoch. Leider findet man keine Informationen dazu. Bekannt wurde Sorau durch die Porzellanfabrik C & E. Carstens.”

Hotelbedienstete

Hotelpersonal zu Mutters Zeit

Erst durch die Auflösungstexte war sich Bernd Kutter aus Peitz sicher, dass dieses Motiv wichtig für ihn war.
“Zwar vermutete ich, dass es sich bei dem Bild um das Hotel in Sorau handelte, in dem meine Mutter arbeitete. Allerdings verunsicherte mich der Schriftzug „Brose“. Meine Mutter sprach immer nur vom Hotel „Mittwoch“. Laut Rentenantrag nahm meine Mutter, Ilse Kutter geb. Lindner, im November 1940 eine Stelle im Bahnhofshotel “Mittwoch” als Zimmermädchen an. Im Hotel muss ein gutes Arbeitsklima geherrscht haben – meiner Mutter hat es dort sehr gefallen. Bei einem Bombenangriff am 11. April 1944 wurde das Hotel schwer beschädigt – es brannte teilweise ab. Diesen Bombenangriff erlebte meine Mutter. Als der Fliegeralarm ausgelöst wurde, nahm sie ihren für diesen Zweck gepackten Koffer und lief in den Luftschutzbunker. Koffer und Handtasche ihrer Schwester Herta hatte sie allerdings im Zimmer gelassen. Warum, konnte meine Mutter auch später nicht erklären. Als die Hotelbediensteten im Luftschutzraum saßen, schlug eine Bombe ganz in der Nähe – auf dem Hof – ein. Der Luftdruck versetzte dabei eine ganze Mauer im Keller, einige Personen wurden von ihren Sitzen geschleudert und Mutter glaubte, ihre Lunge würde platzen. Meinem Sohn hat sie erzählt, dass vor dem Kellerfenster ein schweres Radio stand, das den Druck etwas abschwächte. Als sie merkte, dass das Hotel brennt, rannte Mutter die Treppen hoch, um Hertas Sachen zu holen. Auf dem Gang stand nach Mutters Aussage ein SS-Mann, der ihr den Weg mit den Worten „hier können sie nicht mehr rein – es brennt alles und Sie würden ersticken“ versperrte. Mutter meinte, sie müsse in ihr Zimmer, denn dort befindet sich der Koffer ihrer Schwester und dies sei noch alles, was sie habe, da sie in Remscheid ausgebombt sei. Er möge ihr seine Gasmaske geben. Und tatsächlich gab ihr der SS-Mann seine Schutzmaske. Mutter begab sich zu ihrem brennenden Zimmer, eine Wand glühte regelrecht, griff Hertas Koffer. Für die Bergung der Handtasche ihrer Schwester und eigener persönlicher Sachen war keine Zeit mehr. Um ihre schöne Armbanduhr tat es ihr allerdings doch leid. Herta bekam nach ein paar Tagen ihre Handtasche nach Ruppendorf zugesandt. Vermutlich hatte sie der SS-Mann aus dem Fenster geworfen, anders ist das noch Vorhandensein der Tasche nicht erklärbar. Ein halbes Jahr später konnte Mutter im Hotel wieder arbeiten – als Serviererin. Als die Front näher kam, verließ sie das Hotel und begab sich am 11. oder 12. Februar zu ihren Eltern nach Ruppendorf.”

Weitere historische Beiträge aus der Niederlausitz finden Sie hier!”



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