Spremberg: Berliner Straße in Höhe der Cantdorfer Mühle und Gärtnerei Niere

damals110723_spbGärtnerei und Cantdorfer Mühle vor etwa 100 Jahren / Cantdorfer Mühle nach langem Leerstand heute mit neuem Leben erfüllt / Imbiss und Laden
Jürgen Matthiaschk schreibt: „Der Fotograf befindet sich auf der Berliner Straße im Ortsteil Cantdorf. Zu sehen ist die Cantdorfer Mühle und gegenüber die jetzige Gärtnerei Niere.“
Auch Norbert Fertig erkannte das Motiv. Er teilte uns am Telefon mit: „Zu sehen ist die Mühle in Cantdorf. Links befindet sich die Gärtnerei Niere, früher war es die Gärtnerei Kuhlee. Herr Niere hatte den Betrieb in den 70er Jahren übernommen. Rechts auf dem Foto ist die Ölmühle Noack zu sehen, es könnte sein, dass dort auch Getreide gemahlen wurde. Seit einigen Jahren ist hier ein Lebensmittelladen mit Imbiss auf dem Hof eingerichtet. Blickrichtung des Fotos ist Richtung Spremberg, rechts der Teschnitzweg, links nach Untercantdorf – dort ist etwa die Aufnahme entstanden. Asphaltiert ist die Straße noch nicht, Fahrräder gab es schon – die Aufnahme könnte etwa 100 Jahren alt sein.“
Hans-Joachim Nevoigt schreibt: „Eine sehr alte Aufnahme Stadteinfahrt aus Richtung Cottbus kommend im Ortsteil Cantdorf, der 1946 eingemeindet wurde. Wenn man den Cantdorfer Berg hinunter fuhr, musste man die Bahnlinie Spremberg-West-Haidemühl-Welzow unterqueren. Diese Bahnlinie blieb zum Kriegsende 1945 mit all ihren Brücken und Unterführungen und Bahnhöfen unzerstört.
Die Bahnhöfe waren Spremberg-West, Roitz, Jessen, Gosda, Haidemühl-Welzow, in Neupetershain fand man dann Anschluss an das große Schienennetz. An unserer Hauptstrecke nach Cottbus war vor der Stadt die große Spreebrücke gesprengt. Von dort mussten wir immer in die Stadt laufen. Sie wurde erst nach Jahren wieder aufgebaut; bis dahin half uns die Westbahn. Den Besatzern auch, denn die Kriegsbeute und Reparation wurden alle über sie abtransportiert. Danach wurden die ganzen Bahnanlagen abgebaut. Rechts vor den Häusern der Mühle Cantdorf geht der Teschnitzweg ab und links die Gärtnere, danach die Straße Am Bach. In der erkennbaren Vertiefung der Straße ein kleiner Graben – die Kochsa – von Kochsdorf kommend. Hinter der Mühle war früher ein ansehnlicher Teich. Im Verlauf des Weges am Ende gab es eine nette Gaststätte „Unterteschnitz“, die ebenfalls einen Teich hatte. Dort konnte man Plinze essen und Kaffee trinken. Inhaber war Peupelmann und Braschoß. Heute ist es ein feines Eigenheim mit neuem Besitzer. Auch auf dem ehemaligen Bahngelände gibt es viele neue Eigenheime. Die Straße 97, heute ein bedeutender Verkehrsträger, wurde im Laufe der Zeit mehrfach verbreitert und trägt den um ein vielfaches gewachsenen Verkehr.“
Manfred Gnida schreibt: „Der Fotograf machte diese Aufnahme in einem Dorf, welches 1946 eingemeindet wurde. Es ist der heutige Ortsteil Cantdorf. Aufgenommen wurde das Bild etwa in Höhe der damaligen Eisenbahnbrücke der Westbahn, der Kreuzung zum Unterdorf und des Teschnitzweges. Der Blick geht von Nord nach Süd, der heutigen Berliner Straße entlang, welche früher auch mal als Cottbuser Straße bezeichnet wurde. Damals noch sehr verkehrsarm, wurde sie später die verkehrsreichste Durchfahrt in der Stadt. Lange wird es nicht mehr dauern, denn der Bau einer Umgehungsstraße im westlichen Teil steht kurz vor der Freigabe.
Rechts im Bild die ehemalige Cantdorfer Mühle, in der nach langen Jahren Leerstand heute neues Leben eingezogen ist. Die Besitzerin investierte viel in das alte Gebäude, baute es wunderschön aus und richtete hier einen Lebensmittelladen und einen Imbiss ein. Einige überlieferte Geschichten und auch persönliche Erinnerungen an dieses Haus sind mir bekannt; reicht doch die Geschichte bis in das Jahr 1581 zurück, als der Besitzer des Spremberger Schlosses, Freiherr Carl von Kittlitz, hier in Cantdorf eine Papiermühle betrieb. An die jüngere Geschichte werden sich noch einige erinnern. Die Cantdorfer Mühle ist eine Wassermühle, die durch die Kochsa angetrieben wurde. Schon früher gab es hier ein Ausflugslokal und einen Teich. Bis in die 80er Jahre war hier noch Mahlbetrieb, bei Müller Noack konnte man Getreide für Tiere schroten lassen und in den 50er Jahren war das Produkt der Ölmühle frische Leinöl.
Gemahlen wird heute nicht mehr, aber das alte Mühlrad lag noch im Hof. Ein Kolonialwarenladen war eine Zeit im Gebäude, später eine Garage. Ein Besuch der heutigen Mühle ist ein kleines Erlebnis und eine ideale Parkmöglichkeit befindet sich gleich nebenan. Das Haus links, heute Berliner Straße 20, ist auch ein Geschäftshaus und bekannt durch den Gartenbaubetrieb Niere, der hier eine große Vielfalt an gärtnerischem Bedarf bietet.“