Spremberg: Lösung der Transportprobleme

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1932 wurde der Stadtbahnhof stillgelegt

Stadtbahnhof wurde vor über 30 Jahren wieder abgerissen
Horst Tenschert vermutet zum Rätselfoto: „Es könnte das Hauptgebäude des Stadtbahnhofes auf dem Rossplatz sein. Dort, wo der heutige Puschkinplatz und wo heute die Schwimmhalle und der dazugehörige Parkplatz ist. Der Stadtbahnhof wurde am 21. Januar 1898 für den Personenverkehr vom Rossplatz zum Bahnhof auf dem Georgenberg eröffnet. Mit Stilllegung der Strecke am 15. Oktober 1932 verlor das Gebäude seine eigentliche Funktion. Bis zum Abriss des Gebäudes für den Schwimmhallenbau 1982/83 befand sich die Einkaufs- und Liefergenossenschaft Letex in den unteren Räumlichkeiten.“
Manfred Gnida schreibt: „Das schon historische Foto zeigt ein Gebäude aus der Verkehrsgeschichte in unserer Stadt, als eine damalige aufstrebende Industrie und besonders die der Tuchfabriken für einen schnelleren Transport der benötigten Kohle eine Lösung suchte. Erfolgte früher der Transport durch Pferdefuhrwerke aus den Kohlegruben und zur Verteilung an die Fabriken, so wurde die Stadtbahn ein wichtiger Industriezweig zur Lösung der alten Transportprobleme. Das Foto zeigt das zweigeschossige Empfangsgebäude des Stadtbahnhofes von der Gleisseite aus gesehen. Daran schloss sich, im Bild nicht ersichtlich, der Güterschuppen und ein zweiständiger Lokschuppen an. Mehrere Gleisanschlüsse und zwei Rollbockgruben zur Übernahme der regelspurigen Wagen zum Transport auf den meterspurigen Gleisanlagen der Stadtbahn gehörten zum Bahnhof. Der Stadtbahnhof gehörte einst zu den fünf bestehenden Bahnhöfen der Stadt. Es gab den Staatsbahnhof, den noch heute in Betrieb befindlichen Hauptbahnhof, den Kohlebahnhof, den Südbahnhof, den Westbahnhof und den Stadtbahnhof, der im Rätselfoto zu sehen ist. Jeder der einzelnen Bahnhöfe hatte seine eigene Geschichte und Funktion und schrieb Stadtbahngeschichte. Der Stadtbahnhof diente außer dem Weitertransport auf meterspurigen Gleisen auch zum Transport auf der Regelspur von Gütern und Personen zum Bahnhof auf dem Georgenberg. Am 1. Oktober 1897 erfolgte von hier der Güterverkehr zum Staatsbahnhof auf einem etwa 3,25 Kilometer teils schwierigen Geländeverlauf. Später erfolgte auf dieser Strecke auch ein Personenverkehr. Unwirtschaftlich wurde der Transport durch den Bau der neuen Straße zum Hauptbahnhof und in Folge kam es am 15. Oktober 1932 zur Stillegung und 1933 zum Abbau der Bahnanlagen. Somit erfolgte seit dem Jahr 1933 auch kein Bahnbetrieb mehr. Das Bahnhofsgebäude diente später unterschiedlicher Nutzung. Daran habe ich, bevor das Gebäude im Jahr 1980/81 abgerissen wurde, noch persönliche Erinnerungen. An der Laderampe, die beidseitig zur Straße und zu den ehmaligen Gleisen offen war, wurde ein Futtermittelgeschäft betrieben. Im Volksmund als „Futter-Richter“ bekannt, konnte man hier Futtermittel erwerben. Ein begehrtes Hühnerfutter war die Marke „Muskator“. Später gaben die Bauern der Umgebung hier ihre Erzeugnisse ab. Nach Nutzung der bäuerlichen Versorgungsgeschäfte wechselten unterschiedliche Nutzer den Bahnhof und im oberen Teil gab es Wohnungen. Auch Büro- und Verwaltungsräume wurden dort eingerichtet. Ein Geschäft, in dem ich selbst einkaufte, ist mir in besonderer Erinnerung geblieben. Das hieß „Letex“ und war eine Genossenschaft des leder- und textilverarbeitenden Handwerks. Hier konnten Sattler, Polsterer, Schuhmacher, Tapezierer und auch Privatpersonen einkaufen. Eine Ausweichung hatte auch die BHG in dem Haus. Schemenhaft lässt sich noch ein Teil der Pappfabrik Nitschke am rechten Bildrand erkennen. Die Stadtbahn und auch der abgebildete Bahnhof sind Geschichte, aber dieses Gebäude kann man bei einem Spaziergang in der Slamener Höhe im Vorgarten bewundern.“