Spremberg: Trattendorfer Hof am Ende der Waldstraße

damals110730_spbTrattendorfer Hof: Bis heute beliebte Wohngegend / Werkswohnungen für Grubenangestellte entsprachen damals ganz modernen Anforderungen
Helga Reichstein schreibt: „Wir befinden uns im Trattendorfer Hof. Wenn ich mich nicht irre, gehörte er bis zum 31. Dezember1945 zu Trattendorf, danach wurde er zu Spremberg eingemeindet. Kurz dahinter beginnt die Kraftwerkstraße.“
Helga Franke schreibt: „Zu sehen ist eindeutig das Ende der Waldstraße auf die Kolonie Trattendorf zu. Unsere Familie hat von 1939 bis 1974 dort in verschiedenen Wohnungen gelebt. Es waren Werkswohnungen für die Belegschaft der Grube Brigitta; später hieß sie Spreetal. Im Blick auf die Fenster oben der Hausnummer 5, dort wohnte unsere Oma, unsere Tante, Cousin und Cousine.
Die Familien dort hatten meist zwei bis drei Kinder und mehr. So waren wir eine richtige Kindermeute, hatten aber viel Platz zum Spielen und dadurch eine schöne Kindheit. In der Waldstraße, wo die Sträucher zu sehen sind, war nach dem Krieg ein Schuttabladeplatz bis zum Zaun der Gärtnerei Grieb, heute Wolf.“
Gisela Mildner verbindet persönliche Erinnerungen mit dem Motiv: „Ich war Jahrzehnte im Zustellbereich Trattendorfer Hof bei der Post tätig und verbinde viele Erinnerungen mit dem Viertel. Links die Kinder benutzen, wie auch ich in meiner Kindheit, einen Holzroller. Glückliche Kindheit ohne hohe Ansprüche; so war es damals.“
Dieter Herrmann teilte uns telefonisch mit: „Das Bild zeigt ein Teilstück des Areals des Trattendorfer Hofes. Ursprünglich als Kolonie oder Siedlung bezeichnet, wurde das Wohngebiet mit seinen 200 Wohnungen von der Elektrowerke Aktiengesellschaft Berlin für ihre Angestellten und Arbeiter des Kraftwerk Trattendorf geschaffen. Das Straßenbild ist sehenswert. Kleine Einfamilienhäuser, aber auch vorrangig Vier-Familienhäuser, prägen noch heute das Erscheinungsbild. Der Trattendorfer Hof erstreckt sich vom Knappenweg, Waldstraße bis hin zur Karl-Marx-Straße. Ein typisches Arbeiter- und Angestelltenviertel, in dem aber auch Beschäftigte der ehemaligen Kohlengrube und Brikettfabrik ‘Brigitta’ später ‘Spreetal’ wohnten.
Die Aufnahme dürfte etwa 90 bis 100 Jahre alt sein. (Entnommen aus Spremberg 1928, Druck und Verlag von E.F. Saebisch). Im Bild nicht erkennbar; die derzeitige feste geschlossene Straßendecke sowie der im Bild linksseitige Strauch und Baumbestand, an dessen Stelle sich derzeitig ein Garagenkomplex befindet.“
Manfred Gnida schreibt: „Eine Aufnahme, deren Bauten im Zusammenhang einer industriellen Entwicklung stehen. Der Blick geht die Waldstraße entlang zu den Gebäuden im Trattendorfer Hof. Er ist eine 1918 erbaute Wohnsiedlung für Arbeiter und Angestellte des 1915 errichteten Kraftwerk Trattendorf. Um die Beschäftigten so nah wie möglich für den in dieser Zeit größten Energielieferanten Europas zu ermöglichen, entstand diese Siedlung. Es entstanden etwa 200 Wohnungen mit jeweils kleinem Garten und Nebengelass. Typisch, aber passend zum Straßenbild, waren Wasserpumpen vor den Häusern zur Versorgung mit Nutzwasser bis in die 20er Jahre. Eine Trinkwasserleitung war in dieser Zeit noch nicht vorhanden.
Ein besonderer Baustil prägte diese schönen Siedlungshäuser, aber leider wurden im Krieg auch einige Häuser Opfer und brannten aus. Neubauten ersetzten in den Jahren 1954/55 zerstörte Häuser und der damalige Kreisbaubetrieb sorgte 1956 für Modernisierungen in den Siedlungshäusern. Neue Fenster, Türen und Flurschränke bauten die Tischler dort ein. Auch in Folgejahren wurden die Häuser saniert und machten für die Bewohner, damals wie auch heute, diesen Teil südlich unserer Stadt zu einer beliebten Wohnsiedlung. Das Kraftwerk in Trattendorf ist Geschichte, aber der Name Trattendorfer Hof bleibt eine Verbindung und Erinnerung daran.“
Margrit Jurk berichtet: „Das Haus links im Bild ist die Waldstraße Nr. 19. Es war 1945 durch Kriegseinwirkung zerstört, wie auch der größte Teil des Trattendorfer Hofes. Das wurde nach dem 2. Weltkrieg bis 1955 wieder aufgebaut. Wir haben in dem Haus Nr. 19 unsere erste eigene Wohnung bekommen.“
Ursula Linke erzählt uns: „ Das große Haus auf der linken Seite wurde am 21. April 1945 niedergebrannt. Die anderen Häuser stehen alle noch und sind bewohnt. Auf der Grünfläche, die mal zur Gärtnerei gehörte, befindet sich jetzt eine Garagenanlage.“
Werner Lehmann berichtet: „Die Aufnahme ist in den 30er Jahren entstanden und zeigt die Waldstr.17 bis 19 zum Trattendorfer Hof 4 bis 5. Die Werkswohnungen wurden in den Jahren 1922-1924 für Gruben- und Energiearbeiter gebaut. Das Gebäude links wurde durch Kriegseinwirkungen zerstört und 1954/55 mit 6 Zweiraum-Wohnungen neu erichtet. Alle auf dem Bild stehenden Häuser wurden in den Jahren 1999 bis 2002 auf das Modernste von der BeWoGe saniert.“
Carsten Zimmermann schreibt uns per E-Mail: „Das Foto muss sehr alt sein, denn links, wo hier noch Büsche stehen, ist seit langem ein Garagenkomplex. Die meisten Wohnungen in dieser Siedlung wurden nach der Wende von der Lausitzer BeWoGe übernommen und nach und nach saniert, so dass es jetzt eine sehr schöne Wohngegend ist, die mit den Gärten hinter den Häusern schon fast einen Eigenheimcharakter hat. Ich selbst bin Mitglied in der Genossenschaft und bewohne eine Wohnung in der Waldstraße 19, die auch 2002 mit als letzte saniert wurde und ich muss sagen, hier könnte man alt werden.“