Leser sehen Licht und Schatten im Spremberger Stadtumbau
Die Lösung unserer Rätselaufgabe der Vorwoche war für Spremberger gar kein Problem, aber auch Leser aus anderen Gegenden konnten richtig antworten, denn das markante Schloss mit hohem Dach und Türmchen ist vielen vertraut.
So schreibt auch H.-J. Klammer aus Gotha: „ Das Bild in der letzten Ausgabe zeigt meiner Meinung nach eine Ansicht von Spremberg, nämlich links im Hintergrund das Schloss und rechts das große Gebäude die Polizeiinspektion. Ich hoffe ich liege richtig.“
Auch Reinhard Borrmann aus der Turower Straße in Cottbus entschied sich in diesem Sinne: „Es ist der Blick zum Schloss (hinten links), welches um 1100 aus einer romanischen Turmburg entstanden ist. Unter der Regentschaft der Herzöge von Sachsen-Merseburg wurde das Schloss in eine frühbarocke Vierfügelanlage umgebaut.“ Da spricht in den Lösungen immer ein bisschen Wikipedia mit. Ganz anders bei Frank Geisler aus Rest-Pulsberg (bei Spremberg gelegen), der sich auf einen prominenten früheren Mitbe- wohner der Stadt bezieht: „Ich möchte an dieser Stelle nicht detailliert auf den unseligen Abriss der halben Altstadt von Spremberg in den 1980er Jahren eingehen, das werden sicher andere tun; nur an eine Wortmeldung des bekannten Schriftstellers Erwin Strittmatter zu diesem Thema will ich erinnern. Ich zitiere aus seinen Tagebüchern, hier vom 10. April 1985: ‘Die alten Häuser, der Stadtkern von SPR wird abgerissen. Die Bruchbuden verschwinden und mit ihnen auch die Romantik der mittelalterlich-engen Gassen und Gässchen. Ökonomisch wär’s nicht möglich, die alten Häuser zu sanieren und innen zeitgemäß auszustatten, deshalb wär’s sektiererisch zu verlangen, dass man sie erhalten möge. Die Frage: Wird man geschmackvoll neu bauen oder wird man Kaninchenställe für Menschen aufstellen? (…)’ Zitiert aus: ‘Der Zustand meiner Welt. Aus den Tagebüchern 1974-1994, Aufbau Verlag Berlin. Für welche Variante sich die damaligen Funktionäre entschieden haben, ist hinlänglich bekannt.
Im übrigen bin ich und viele andere Leute in Grodk & Umgebung auf Sie (gemeint ist unser Verlag) sehr schlecht zu sprechen. Ihre Entscheidung, den ‘Märkischen Boten’ nicht mehr zuzustellen, können wir zwar wirtschaftlich nachvollziehen, finden sie aber trotzdem Sch…“
Hierzu eine kleine Anmerkung: Ja, Danke für Ihre und die Zuneigung so vieler Leser in Spremberg und anderen betroffenen Orten. Entsprechend den veränderten Bedingungen arbeitet der Verlag an einer Lösung, durch gut erreichbare Auslagen so vielen Lesern wie möglich den Zugang zu unserem Blatt zu erhalten. Das wird für unsere älteren Leser hoffentlich auch durch Nachbarschaftshilfe, gelingen.
Weiter zur Spremberger Dachlandschaft. Katrin Lehmann aus der Rostocker Straße in Cottbus schreibt: „Die Baugeschichte des ältesten Bauwerks der Stadt Spremberg geht in das 11. Jahrhundert zurück. Zunächst romanische Wasserburg, wurde das Gebäude unter den Herzögen von Sachsen-Merseburg, insbesondere dem Herzog Heinrich, zu einer frühbarocken Anlage ausgebaut. Nach der Übernahme des Schlosses in kursächsischen Besitz 1738 diente es bis 1997 Verwaltungszwecken.
Heute beherbergt das Schloss das Niederlausitzer Heidemuseum, die Musik- und Kunstschule und die Kreisbibliothek des Landkreises Spree-Neiße. In der Parkanlage beim Schloss befindet sich ein original wendischer Bauernhof.“ Der ist übrigens Teil des Museums, über das sich S. Sachse in seiner Mail so freut: „Die Aufnahme muss wohl von einem hohen Haus in der Langen Straße entstanden sein. Man blickt zum Schloss von Spremberg, das schon seit vielen Jahren das Museum beherbergt. Im Saal hat gute Kultur ein Zuhause, zumal im Schloss auch die Musikschule beheimatet ist. Das Museum gehört nicht zu den modernsten Einrichtungen dieser Art, aber wer sich über Spremberg informieren will, erfährt viel. Man kann sich in Ruhe im Haus bewegen und kommt dann auch mit anderen Besuchern ins Gespräch. Ich hoffe, viele Spremberger nutzen das Angebot.“
Caroline Zenner studiert Tourismusmanagement und war aus Studienausflug in diesem Museum. Dabei ist sie dem einstigen Schlossherrn begegnet: „Ich finde es cool, das ein heimischer Maler (er soll schon nicht mehr leben) den Herzog von Sachsen-Merseburg so in kräftigen Farben gemalt hat, dass man meint, der habe dem Herrn Thor Modell gestanden.“
Gar nicht erst ins Schloss be- geben hat sich Heinz Krause, der aber ein Handyfoto mitgeschickt hat, um es als Rätselbild anzubieten. Wir zeigen es an dieser Stelle, weil viele Leser bedauern, dass zu wenig vom alten Spremberg erhalten wurde und die unmotivierten Abrisse jüngerer Zeit auch nicht von Vorteil waren. H. Krause meint: „Meine Generation der 50er Jahre und später traf sich noch in ‘Kreisi’ unmittelbar neben dem Schloss. Ich habe es, mit dem Rücken zur Schlosswand stehend, fotografiert und frage mich, wann auch hier die Abrissbirne zum Einsatz kommt. Dann wird wieder ein Stück Spremberg verschwunden sein, an das es noch lebhaften, schöne Erinnerungen gibt. Im Bild ist das einstige Kulturhaus nicht zu sehen, aber unter den Bäumen links zu ahnen. Auch andere werden diesen Gedanken haben, oder?“
Wir wissen es nicht, erinnern uns aber, dass in früheren Zuschriften von der Kultdisco die Rede war.
Zum Stadtumbau in Spremberg schreibt, durch das Rätselbild angeregt, Kai Schneller: „Von den Dächern der Altstadt in der Insellage mussten auch nach dem Krieg noch viel dran glauben. Trotzdem hat sich die Perle der Lausitz wunderschön entwickelt und bietet viele Reize. Man kann Stadtleben bei niveauvoller gastronomischer Betreuung am Spreewehr fühlen, und auch die Einkaufsmeile in der Langen Straße und Dresdener Straße hat sich noch ganz gut erhalten. Der Blick dieses Bildes geht hin zum Schloss, wo der Schwanensee und die weit vergrößerte Freilichtbühne jetzt begeistern.
Man kann sogar sehen, dass Spremberg eine grüne Stadt war und ist. Das betrifft besonders die Anlagen an der Spree und den Georgenberg, zu dessen Füßen das Schloss ja steht. Die Plattenbauten der 1980er Jahre stören mich nicht. Soweit ich weiß, bieten sie guten Wohnraum, den sich die Leute auch leisten können. Ich finde, in der Kanuten-Stadt Spremberg lässt es sich gut leben – jedenfalls empfinde ich das bei meinen Freundschaftsbesuchen so.“ Vielen Dank für die unterschiedlichen Sichten. Gewonnen hat diesmal Frank Geisler aus Spremberg, OT Pulsberg.
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