Leser erinnern sich an die einstige Wilhelm-Pieck-Schule in Guben
Mehrere Leser haben die richtige Lösung zu unserem Rätselbild der vergangenen Woche gewusst. Dazu gehört auch Gert Richter. Er schreibt folgendes: „Die Wilhelm-Pieck-Schule wurde am 18. Februar 1952 eingeweiht, d. h. nach den Winterferien begann der Unterricht – Grundsteinlegung war am 7.6.1951. Ich selbst war Schüler an dieser Ganztags-Schule (und konnte die vor ein paar Jahren bundesweit geführte Diskussion um die `Neueinführung’ dieses Schultyps gar nicht verstehen) von 1963 bis 1965 und besuchte die 9. und 10. Klasse im Rahmen eines DDR-Sonderprogramms. Statt des damals einmal wöchentlich zu absolvierenden `Tages in der sozialistischen Landwirtschaft` bzw. ‘Tag in der sozialistischen Produktion’ konnten wir in diesen zwei Jahren das erste Lehrjahr als Betriebsschlosser bestreiten. Da ein Tag pro Woche natürlich nicht reichte, wurde der Unterricht komprimiert und fand dann auch täglich in den Nachmittagsstunden statt. Meines Wissens fand diese Möglichkeit der kombinierten Schul- und Lehrausbildung nur punktuell DDR-weit 1963-65 und 1964-66 statt. Hintergrund in Guben war der Aufbau des Chemiefaserkombinates, das dringend Reparaturpersonal benötigte. Ich persönlich fand diesen Schulkomplex mit Hausmeisterwohnung, Turnhalle, Aula und den unmittelbar benachbart liegenden Sportplatz mit dem Freibad sehr großzügig konzipiert und bin dort gern hingegangen. Die Schule war von Geschäften umgeben. Man konnte sich in der Mittagspause als Schüler in der Karl-Marx-Straße Kuchen kaufen (jetzt Frisör) und sich die Kino-Programm-Vorschau ansehen, in der Helmut-Just-Straße sich Sportwaren ansehen oder kaufen und in der Friedrich-Engels-Straße sich ein `Moskauer Eis’ leisten. Gern spielten wir in den weiten Fluren Tischtennis chinesisch. Die Grund- u. Tagesheimschule wurde im Jahr 1958 Polytechnische Oberschule (POS), am 19.7.2000 (aus politischen Gründen?) geschlossen. Allerdings hört man auch nichts davon, dass sich Stadtverwaltung wie auch die geistigen Erben Wilhelm Piecks (stärkste Fraktion) um eine sinnvolle Nachnutzung bemühen. Es tut schon weh, all die leerstehenden Wohn- wie auch Gesellschaftsbauten in Guben zu sehen. Wie kann man verstehen, dass ein Staat ohne scheinbare Wirtschaftslenkung in einer Region den Abriss von Leerstand ebenso finanziert wie den Aufbau von Infrastruktur für die weggezogene Bevölkerung in anderen Regionen?“
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