Das typische deutsche Ratskellerbild aus den 1920er Jahren zeigt den Spremberger Ratskeller. In der gesamten Niederlausitz gab es ansehnliche Ratskeller.
Der Ratskeller-Begriff ist in Deutschland sehr alt und es gibt/gab berühmte Ratskeller in großen Städten. Sie befinden sich in der Regel direkt im Rathaus (manchmal auch nur in der Nähe), sind Eigentum der Kommune und werden an Betreiber verpachtet. Früher (heute kaum noch) war es üblich, dass sich die Ratsherren zu inoffiziellen Sitzungen bei Wein oder Bier trafen und zu strittigen Fragen eine Meinung bildeten.
In Cottbus gab es einen ansehnlichen Ratskeller unterm alten Rathaus, das mitten auf dem heutigen Altmarkt stand und bei Kriegsende zerstört wurde. Die Gewölbekeller wurden beim Abriss des Gebäudes mit Bauschutt verfüllt.
Wieder erstanden ist der Gubener Ratskeller im historischen Rathaus in Gubin, der sich als gastronomische Adresse besonders nach 1990 beim deutschen Publikum einen guten Namen gemacht hat. Dieser steht auch an erster Stelle bei den Antworten zum Rätselbild.
Doch die Bildquelle verweist deutlich auf Spremberg, wo der Ratskeller eine lange Tradition hat. Genau seit 100 Jahren sind die Betreiber der Gastronomie bekannt. Zunächst waren es Minna und Max Tschirchke, nach 1945 dann bald die HO (volkseigene Handelsorganisation) und ab 1990 verschiedene Wirtspersonen. Ab 2008 war der Keller geschlossen; 2018 übernahm ihn ein Pächter mit italienisch-deutschem Konzept.
Richtig ist: Keiner der beiden noch oder wieder bestehenden Ratskeller-Lokalitäten hat vom Interieur her annähernd Ähnlichkeit mit dem abgebildeten. Das könnte aus der Zeit um 1900 oder sogar kurz davor stammen. Viele Restaurants unserer Gegend, deren frühere Ausstattung überliefert ist, sahen ganz ähnlich aus. Typisch für die Ratskeller sind die Gewölbe, die es in Spremberg bis heute zu bewundern gibt. S. Sachse schreibt: „In den 1970er und 80er Jahren bin ich gern in Spremberg im Ratskeller eingekehrt, bei spätabendlichen Durchfahrten aber noch lieber im Berliner Eck, das leider gleich nach der Wende abgerissen wurde. Dort bekam man auch zu später Stunde immer noch eine gute Gulaschsuppe oder ein Schnitzel. Im Ratskeller herrschte, wenn es auch, wie ich glaube, damals eine HO-Gaststätte war, gediegene Atmosphäre. An wichtige Leute an irgendeinem Stammtisch kann ich mich aber nicht erinnern.“
Auch S. Menzel bleibt unentschieden: „Die alten Ratskeller mit ihren wunderschönen Gewölben sind stets eine Sehenswürdigkeit. Wir vermuten in diesem Falle Cottbus oder Spremberg.“
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