Strom aus Feld & Flur

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Der Sommer kommt. Uns zieht es hinaus in Feld und Flur, kornblumenblau und rotmohnbetupft strecken sich Getreideraine an Radwegen entlang. Wiesen sind überreift oder schon zu Heu gemacht – schillernde Platten, vielhektargroß, trüben die Idylle. Immer häufiger obsiegt das Solarenergie-Geschäft über Gewürm und Kraut. Wer, so scheint’s, Beziehungen hat und versteht, die Landschaft in Anträgen für seine Zwecke schlechtzuschreiben, setzt sich durch und montiert seinen Baustein für die Grablage der Kohlekumpel neben Lausitzer Dörfer.
In Frauendorf/Neuhausen hat der NABU protestiert und jetzt vom Landrat deutliche Zustimmung gefunden, in Koppatz haben die Leute gleich protestiert. Aber die Aussicht auf große, langlebige und auch noch personalunabhängige Geschäfte macht erfinderisch. Würmer, Käfer und Kräutlein haben wenig Lobby. Die meisten Menschen sind ohnehin mit Natur aus dem Fernsehen zufrieden. Immerhin gibt das Ministerium für ländliche Entwicklung in Potsdam nicht so leicht auf. Ein Erlass erlaubt es seit 1. Juni nicht mehr, mit Ersatzpflanzungen bei Bauvorhaben einfach in die Landschaft zu gehen. Kompensationspflicht muss nun in Städten abgearbeitet werden, um Boden entsiegeln. Das eine (Solarsünden) und das andere (Ersatzpflanzung) hat miteinander zu tun, denn ausdrücklich ist der Wille zur Aufwertung des Naturhaushalts und der Landschaften formuliert.
Der Sommer führt uns in Feld und Flur und wird nicht selten die Frage aufwerfen: Kann so „Energiewende“ funktionieren? Kann eine Verglasung und Versteppung im Sinne von Mensch und Natur sein? Vernunft klingt anders.