Brody: Die Preußen kommen!

kommentar_j_heinrich_thumb_thumbVielleicht geht am heutigen Sonnabend ein leichtes Vibrieren durch den Zinksarg des Heinrich von Brühl, der in der Grabkammer der Forster Kirche steht. Zehn Kilometer weiter östlich sind Preußen (und auch Sachsen) mit Äxten und Kettensägen auf seinem Anwesen zu Gange und zünden sogar Feuer!
Es gehörte zu Brühls düstersten Erlebnissen, dass sein Lieblingsfeind Friedrich II. ihm niederträchtig sein schönes Stammschloss Pförten abfackeln ließ. 1758 war das, mitten im Siebenjährigen Krieg, an dessen Ende auch Brühl am Ende war. Er starb 1763 kurz nach seinem König und ward in Forst beigesetzt.
Seine Frau und die vier Söhne, dann deren Nachkommen, haben sich um das Anwesen in Pförten gekümmert, den Park gepflegt und das Schloss fast wieder aufgebaut. Aber es kam ein noch schlimmerer Krieg als der Siebenjährige, und seit dessen Ende sind Park und Schloss Ruinen.
Ruinen, in denen ein ganzes gutes Stück europäische Geschichte schlummert. Fast gar nicht aufgearbeitet und direkt uns hier in der Niederlausitz betreffend. Das ist der Hintergrund des preußisch-sächsischen Aktionismus seit gestern in Brody.
Schon zum dritten Male versammeln sich dort tatkräftige Parkexperten zu einem „Parkseminar“. Das findet nicht in Klassenzimmern, sondern in der geordneten Natur statt. Jahr um Jahr kommt der alte Park, auch dank gartenarchäologischer Befunde, wieder historischer Form näher.
Das ist ein großer Gewinn für den Europäischen Parkverbund Lausitz. Claudius Wecke, Branitzer Parkleiter und Initiator der AG Schlosspark Brody, gehört für diese große Initiative die Graf-Brühl-Medaille, wenn die mal gestiftet wird. Jürgen Heinrich