Irritierter Drache

heinrich_kommentar_wpGar nicht so wenige Geschäftsleute, auch aus dem Brandenburgischen, haben schon in China wirtschaftlich geschnuppert. Manche auch mehr als das. Wer diese Woche als Deutscher in China unterwegs ist, hört eines garantiert nicht: den Namen Gabriel. Was den Wirtschaftsminister geritten haben mag, mit einem der wichtigsten deutschen Zukunftspartner auf Konfrontation zu gehen, wissen bestenfalls seine unfähigen Wahlkampfberater. Nichts anderes war die grobe Verletzung fernöstlichen Diplomatie-Stils; nichts anderes als Wahlkampf an denkbar schlechtester Stelle. Deutsche Politik – wir erinnern uns gern an Schröder-Zeiten – hat deutscher Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten in China grandiose Erfolge ermöglicht. Jetzt zieht China im Gegenzug nach, nicht zimperlich, eher atemberaubend, wo der Drache sich in High-Tech-Branchen plustert, auch wenn alte Starre in der politischen Verwaltung noch nicht unser Maß an Menschenrecht und Freiheit zulässt. Wenn Gabriel sich dort als Besser-Wessi durch die Staatsempfänge rempelt, wird ihm und uns allen das wenig nützen. Man wird ihn höflich übersehen. Unternehmer wissen, wie die indirekte und zielführende Sprache funktioniert.  Ja, ein bisschen Drache, das ahnen wir, kann Deutschland gerade jetzt gut tun. Wie auch umgekehrt. Vor nicht langer Zeit haben ständig 2 000 Chinesen an der Cottbuser Uni Straßen- und Hochbau studiert. Die sind längst in Führungsetagen ihrer heimatlichen Planungsbüros aktiv. 100 Kilometer Autobahnbau in schwieriger Landschaft dauert dort heute bei Bestqualität knapp ein Jahr. Gabriels Sätze klingen fordernd, unhöflich… eben auch ein bisschen (regierungs-) unfähig.

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