Lausitzer Nutztiere stehen immer häufiger auf dem Speiseplan von Meister Isegrim. Galt der Wolf in unserer Region seit 150 Jahren als ausgestorben, vergeht mittlerweile kaum eine Woche ohne gerissene Schafe. Da Wölfe uns Menschen eher skeptisch gegenüberstehen, bleiben die toten Nutztiere vermutlich (vor-erst) der gerade noch erträgliche Wolfszoll. Insgesamt lässt die Beute jedenfalls auf eine stark gewachsene Population schließen. Der Wolf ist wieder heimisch in der Lausitz.
Die anhaltend emotionale Diskussion zwischen Wolfs-Befürwortern und -Gegnern zeigt immer wieder: Auch Landwirte und Tierhalter müssen sich erst auf den neuen Mitbewohner und tierischen Jäger einstellen. Angepflockte Tiere oder von Wasser und einfachen Elektrozäunen begrenzte Weideflächen wird es künftig seltener geben. Tierische Sicherheit bieten nur noch der heimische Stall und Zäune, die über anderthalb Meter hoch sind.
Was jedoch, wenn alle Nutztiere durch solche geforderten Zäune geschützt oder wegen unwirtschaftlicher Haltung abgeschafft wurden? Wird der Graue Geselle dann freiwillig Hungers sterben oder sich doch an Rotkäppchen erinnern?
Eines steht bei Befürwortern und Gegnern außer Frage: die Art sollte geschützt werden. Trotzdem und gerade auch deshalb gehört er ins Jagdrecht – beides schließt sich nicht aus. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis verhaltensauffällige Wölfe bejagt werden und Jäger ordnend in die Population eingreifen müssen.
Übertriebene Wolfsliebe und Verniedlichungen des Raubtieres sind für dessen Schutz hinderlich. Wölfe sind keine Plüschtiere. Wilde Räuber sind sie auch nicht. Frank Heinrich