Nicht nur die Burger Gondolieres, auch die deutschen Leitmedien machen sich inzwischen Sorgen um den Wasserstand und die touristische Zukunft des Spreewaldes. „Ade, liebe Spree“ titelte Mitte Mai DIE ZEIT und erklärte, was hier daheim inzwischen jedes Kind weiß: Mehr als die Hälfte des Spreewassers kommt aktuell aus der Tagebau-Tiefe und nicht vom Himmel. Die Wochenzeitung zitiert den „Wasserpapst“ der Lausitz, Ingolf Arnold: „Die Spree wird ihr engeres und schmaleres natürliches Kleid wieder anziehen.“ Das bleibt, wenn der Bund nicht viele Millionen Euro für den Weiterbetrieb der Sümpfungspumpen ausgeben kann, die Konsequenz des Kohleausstiegs.
Doch treibt das „schmale Kleid“ zwangsläufig den Tourismus aufs Trockne? „Noch ist die Lage nicht dramatisch“ wird eine Touristikerin zitiert, was eher beängstigend als tröstlich klingt. Dabei muss sich die Attraktivität der Spreewaldregion längst nicht mehr allein aus dem Kahnbetrieb speisen. Der Landschaftswandel selbst und seine Produkte bieten derzeit noch kaum genutztes Potenzial. Die Slawenburg in Raddusch etwa wird aus Spreewaldperspektive kaum ins Auge gefasst, obwohl sie das Zeug hat zur Attraktivität von nationalem, ja europäischen Rang, denn sie erklärt, wie die Slawen lebten, wie es zu Vermischung von Kulturen statt zur Vertreibung kam, als die Franken und andere Scharen ostwärts rückten, und wie die Kohle aus der Erde und das Gebirge wieder über die Löcher kam. Warum ist diese Slawenburg, ein Erbe von Vattenfall, nicht längst schon Wallfahrtsort der Spreewaldtouristik, sondern nur Ballast einer kleinstädtischen Wirtschaftsgesellschaft?
Auch das fürstliche Branitz, ein deutschlandweit bestauntes Theater in Cottbus, die Seenlandschaft von Senftenberg bis Merzdorf und schlummernde Schlösser wie in Fürstlich Drehna und malerisch Gutsparke sind Teil des Spreewaldes, den die „liebe Spree“ vielleicht irgendwann wieder so speist, wie sie es jahrhundertelang ohne Bergbau tat. J.H.
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