Kommentar: Die besseren Zeiten

Tägliche Abendnachrichten erwecken immer häufiger den Eindruck einer Nostalgieshow. Mangel ist das bestimmende Thema, und ältere Zuschauer denken zurück an Zeiten, als der den Alltag prägte, ohne dass er im eigenen Fernsehen vorkam. Die Republik, die dem “einig deutschen Vaterland zum Guten dienen” wollte, so der Text ihrer Hymne, war Freitag vor 73 Jahren wohl in bester Absicht gegründet worden und verblich, ehe sie ins Pensionsalter kam, vor 33 Jahren. Infolge des Mangels.
Nein, Mangel als Markenzeichen einer Staatspolitik zu deklarieren, ist wahrlich keine gute Idee und führt abseits der satt gedeckten Konferenztische – was deren Teilnehmer vielleicht gar nicht wissen – zu Volkszorn, der sich nun Montag für Montag im Abenddunkel auf den Straßen entlädt.
Was gleich aussieht, ist nicht dasselbe, muss denen entgegengehalten werden, die von “Montagsdemos” sprechen und meinen, es sei eine Wiederaufnahme der Volkskraft, die sich 1989 in Leipzig, Plauen und anderen Städten entfaltete. Nur eines scheint übereinzustimmen: Die Oberen hatten damals und haben heute kaum eine Ahnung von dem, was da unter den Menschen brodelt. Die einst schimpften auf “Klassenfeinde”, die jetzt nennen es Rechten Mob. Beides verfehlte und verfehlt, mag es auch in Ansätzen zugetroffen haben und zutreffen, die wirkliche Lage.
Ruhe haben damals, um es auf den Punkt zu bringen, Kohls 100 D-Mark pro Ostkopf bewirkt. Aber damit war es dann doch auf Dauer nicht getan, wie die Geschichte lehrte, und auch Scholz & Co werden mit ihren Milliarden den Menschen nicht die Würde abkaufen können. Sie müssen ihre Politik auf Frieden und Fortschrittsdenken umstellen oder abtreten.
Eine Berliner Wende ersehnen auch die Cottbuser dringend, die sich demokratisch um eine neue Stadtführung bemühen. Die besseren Zeiten, die der siegreiche Kandidat dann, wie versprochen, organisieren will, kann er niemals unter der Bürde bundesdiktierter Haushaltlasten liefern. J.H.

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