Kommentar: Die weiße Wolke
Kommentare | Von CGA Verlag | 9. Oktober 2020Wer in diesen Tagen den Blick über die graue Fläche des künftigen Ostsees schweifen lässt, sieht wenig Wasser, dramatische Kippenabbrüche im Vordergrund und am Horizont die weiße Wolke vom Kraftwerk Jänschwalde. Dort wird noch kräftig Strom erzeugt. und das soll, auch wenn die Grube, die der Kohlehunger der Turbinen hinterließ, einmal zur Wasserfläche geworden ist, so bleiben. Statt Braunkohle werden die Brennkammern dann Müll schlucken. Unmengen Müll. Und das bereits ab dem Jahr 2024.
Andere Aufregungen der letzten Jahre, wie Strukturwandel und in den letzten Monaten Mund-Nasen-Tücher, haben das gewaltige Projekt fast in aller Stille an der Öffentlichkeit vorbeigelenkt. Eine der größten Müllverbrennungsanlagen Deutschlands dürfte bald beschlossene Sache sein, und kaum jemand schert sich drum.
Sicher, solche Technik ist heutzutage ausgereift und sollte funktionieren. Das für die Prüfung zuständige Landratsamt Spree-Neiße hat leichtes Spiel und wird an den Steuerfluss denken, der beim Wechsel von Kohle- auf Müllheizung erhalten bleibt. Aber ist wirklich alles schon bis zum Ende bedacht? Neben der kritischen Prüfung möglicher Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und Artenschutz sind in diesem Falle ganz besonders auch die Erholungsfaktoren zu bedenken. Im Gegensatz zur Müllverbrennungsanlage, die, ziemlich automatisch, mit wenig Arbeitsplätzen auskommt, müssen sich tausende Menschen im Peitzer Land, im Spreewald und nun auch bald rund um den Cottbuser Ostsee vom Tourismus ernähren, der nur boomt, wenn alle Bedingungen perfekt sind. In diversen Diskussion spielte da die Kraftwerkssilhouette schon eine Rolle, und es gab mehrheitlich den Schluss, dass die weiße Wolke aus Dampf ja eigentlich nicht stört. Sie hat sogar fast schon Markencharakter für die Gegend.
Aber ist Dampf wirklich alles, was Müllverbrennner abstoßen? J.H.
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