Kommentar: Erschöpfte Schule

Kinder gehen eigentlich gern zur Schule. Oder ist das auch schon ein Trugschluss? Für Lehrer zeichnet sich zunehmend deutlich ein Bild ab, das bestürzt: Sie machen die Klassenzimmertüren am liebsten hinter sich zu, und wenn sie ihren Job eine stattlich Anzahl von Jahren durchlitten haben, treibt sie große Sehnsucht und tiefe Erschöpfung in den Ruhestand. Falls sie ihn erleben.

Eines muss an dieser Stelle festgehalten werden: An den Kindern liegt das nicht! Auch nicht allein an den seit nunmehr über drei Jahrzehnten gescholtenen Damen und Herren im Brandenburgischen Bildungsministerium. Es liegt an der Gesellschaft als Ganzes, an der Unfähigkeit im Miteinander kommende Generationen aufs Leben vorzubereiten, statt sich permanent mit Demokratiegedöse lebensfremd im Wege zu stehen. Eltern, Politiker, Vereine, Ämter – alle reden mit, wo es um Schule geht, und die befindet sich am Rande einer totalen Ratlosigkeit. In dieser Woche haben sich sehr viele Lehrer in Potsdam versammelt, und vor allem Frust gezeigt. Die ratlosen Regler des Schulbetriebes werden der Lage nicht Herr. Auch wegen der ausgeuferten Migration gibt es zu viele Kinder, die zudem besondere Zuwendung brauchen. Mehr Lehrer gibt es dafür nicht, stattdessen soll jeder eine Stunde mehr Unterricht geben und pensionierte Kollegen zur Rückkehr in die „Hölle“ überreden. Kann so Schulpolitik funktionieren? Wissen jene, die das fordern, eigentlich, dass eine zielführende Unterrichtsstunde vom nicht ganz so versierten Paucker drei bis vier Arbeitsstunden fordert?

Aber die Lehrerinnen und Lehrer und zumeist auch die Elternvertretungen verärgert nicht das dreiste Rechenspiel, sondern das konzeptlose Totalversagen der Landesregierung vor der wichtigsten aller Aufgaben – der Sorge um die Heranwachsenden. Manche Politiker sprechen von „politischem Führungsversagen“ und glauben sich damit zu profilieren. Der erschöpften Schule und den Lehrern hilft das aber auch nicht. J.H.