Kommentar: Gastliches Cottbus

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Wer nach dem Konzert oder einer guten Inszenierung im Theater Geselligkeit mag, schlendert zum Altmarkt. Weit ist das nicht, der Weg dorthin angenehm. Aber was, wenn es stürmt und regnet? Nähere Lokale gibt es kaum, und das „Tellheim“ im Musentempel selbst – naja…
In den „Goldenen Zwanzigern“, von denen gerade gern nostalgisch geschwärmt wird, standen nach Premieren und Konzerten Straßenbahnen in allen vier Stadtrichtungen direkt vorm Theater. Das Gleis gibt es längst nicht mehr. Dafür sind einige Taxen da. Und es gibt aktuell das große Überlegen.  Wie kann, bürokratisch gesprochen, die „Aufenthaltsqualität“ in dieser Stadt verbessert werden? Experten haben dazu 200 Einzelmaßnahmen zusammengeschrieben, die für zehn Jahre zu tun geben. Zu befürchten ist allerdings, dass vor allem reglementiert werden soll und dem womöglich noblen Auto, das den Theaterbesucher bei Wind und Wetter bequem zum Altmarkt bringt, die Rote Karte gilt.
Wirklich gastliches und ökologisches Cottbus sollte aber heute anders ansetzen. Das Straßenbahnnetz verharrt noch im Generalverkehrsplan der DDR-Zeit. Arbeiter von Sachsendorf zum TKC und nach Jänschwalde, nach der Schicht zurück. Das war die Hauptaufgabe. Und das klappte.
Heute wollen aktive Menschen zu den Großmärkten, zu den Sportstätten, hoffentlich wieder zunehmend zur Universität, zur Kultur und natürlich in die Stadtmitte. All das muss immer flott und viel preisgünstiger möglich sein.  Wer glaubt, dass mit einigen Flickwerken die Luft besser und das Auto  unnötiger wird, der irrt wie damals der Eiserne Gustav. Was die Mobilitätsverbesserer nicht auszuformulieren wagen, kostet sehr viel Geld, bleibt aber die einzige Variante für  gastliches, handelsfreundliches Cottbus. Die Wegelagerei der Knöllchenjäger am Wochenmarkt und in den Nebenstraßen muss durch freundliche Hostessen ersetzt werden.         J.H.