Zwei Möglichkeiten: Gehen oder Bleiben. Kein Fragezeichen. Das ist das Thema der 32. Brandenburger Frauenwoche. Wer sich mit ihr beschäftigt (dieser Woche), gerät schnell, ob Frau oder Mann, zur Überlegung „Gehen oder bleiben?“ Also mit Fragezeichen. Ist es möglich, dass sich das Thema Frauenbewegung nach 150 Jahren derart verfusselt? Als Schwerpunkte sind da genannt: Geschlechterrolle, soziale Ungleichheit, Machtverhältnisse, rassistische Strukturen, Klimawandel, nachhaltige Lebensweise… Also alles und nichts. Und das wird dann noch verteilt auf sieben Monate! Eine Frauenwoche dauert also sieben Monate, und die diese „Woche“ organisierten, haben sich für das Projekt wohl noch mehr als sieben Monate Zeit gelassen. Mit Verlaub: Das ist nicht nur lächerlich, sondern skandalös. Gewiss: Frauen sind in geordneten Familien und gesunden Unternehmen längst nicht mehr diskriminiert. Seit der Wende reduziert sich ihre Anerkennung auch nicht mehr auf die Nelke in Stanniol am 8. März. Frauen sind ganz wesentlich, mindestens gleichberechtigt an den Erfolgen des gesellschaftlichen Wandels seit 1990 beteiligt. Aber damit hat sich nicht das Problem erledigt. Nicht im Westen, wo die Frauen noch viel zu lange das Heimchen am Herd blieben oder gar sind, und auch nicht hier, wo insbesondere jungen Müttern das Leben keineswegs leicht gemacht wird. Wer sich dafür interessiert, muss nur morgens oder nachmittag das Treiben an Kindereinrichtungen beobachten. Und was soll diese floskelhafte Thematik „Gehen oder bleiben“ angesichts des Stromes geflüchteter Mütter mit ihren Kindern aus Kriegsgebieten? Bleiben? Gehen? Vollkom-
men aus der Zeit gefallene Geister haben sogar ein „Gespräch zwischen Ostfrauen und Migrantinennen“ auf den Plan gesetzt. Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Keine „West“frauen. Zum Glück ist der Termin erst am Ende der Frauen-“Woche“, im September. Also bleibt noch etwas Zeit bis zum Weglaufen. J.H.
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