Kommentar: Glühweinstimmung

Machen wir uns nichts vor: Wie in Bayern und Sachsen wird es auch im Brandenburger Süden weitere Einschränkungen geben. Die basisnah politisch Verantwortlichen haben schlaflose Nächte, obwohl sie eigentlich, seit sie in der Nachfolge von Infektionsketten kapitulieren mussten, rein gar nichts mehr tun können. Gastwirte und auch Einzelhändler gehen davon aus, dass ihnen nach dem Fest (oder schon vorher) mindestens bis März die Schotten dicht gemacht werden. Das Staatstheater hat die entsprechende Schließzeit schon verkündet und grüßt traurig-froh einmal mehr mit dem schönsten geschmückten Weihnachtsbaum weit und breit. Berliner raufen sich die Haare, wie viele Omas und Opas am Gabentisch sitzen dürfen, und wer das wie kontrolliert. Abartigeres ist kaum denkbar.
Niemand weiß, ob nicht doch Machtherrlichkeit als Folge der Krise zu einzelnen irren Entscheidungen führt. Andererseits bleibt es eben möglich, in einem Weichbild aus Vernunft und Zuversicht die mit Fleiß und viel Geld erzeugte adventliche Atmosphäre zu genießen. Mit einem Thermobecher guten Glühweins vor der Brust sehen die Abende im Windschatten geschmückter Fassaden gemütlich aus. Aber Glühwein ohne Kommunikation macht keinen Sinn. Sonst könnte den sich jeder ja täglich daheim zum Abendbrot kochen. Wenn sich aber Glühwein, Kommunikation und die Zahl der Becher addieren bzw. multiplizieren, denken verklärte Nachtwandler bald quer, ohne etwa Querdenkern das Wort zu reden. Für Umstehende wird, wenn auch noch Musik erklingt, die Lage virologisch. Ordnungsamtler schrecken bei solchen Bildern aus Albträumen auf.
Ja, es gibt Beispiele, die es richtig erscheinen lassen, Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit jetzt zu untersagen. Aber es gibt keinen Grund der Welt, in Friedenszeiten nächtliche Ausgehsperren zu verordnen. Da sollte man sich nichts vormachen. J.H.

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