Viele Formulierungen, die in der pandemisch gestressten Regierungs-Kommunikation auf allen Ebenen kursieren, sind, gelinde gesagt, befremdlich. „Die Politik zieht die Zügel an“, heißt es da zu Arbeitsminister Heils verwirrter Home-Office-Strategie. Dem SPD-Minister wird die Rolle eines Kutschers zugeschrieben, der Deutschlands Unternehmen an die Kandare nimmt. Welch peinliches, schädliches Bild! Es verzerrt die Situation in der wahrhaftigen Home-Office-Landschaft – hier in der Lausitzer Region und offensichtlich bundesweit. In den produzierenden Bereichen, etwa der Autoindustrie und bei ihren Zulieferern, oder aber hier im Bahnwerk und bei den jetzt in Sonnen- und Windflaute auf 100 Prozent laufenden Kraftwerken, wird „in mit moderner Kommunikationstechnik ausgestatteten Wohnungs-Büros“ wenig zu bewirken sein. Auch für die meisten Handwerkszweige macht Heimarbeit dieser Art kaum Sinn. In High-Tech-Zweigen oder bei Software-Entwicklern hingegen, die wir eher im Dresdener Raum finden, läuft Home Office längst mit höchster Intensität. Die Mitarbeiter bleiben gesund, während die Betriebsergebnisse nach oben schnellen. Die meist jungen Home-Officer sehnen sich danach, mal wieder im Team, also nicht zuhause und meist mehr als acht Stunden täglich zu arbeiten.
Jene „Arbeitgeber“ aber, die sich schwer damit tun, ihre Leute von der Leine zu lassen, sind überwiegend in Rathäusern, Kreisverwaltungen oder Landes- und Bundesbehörden zu finden. Ausschließlich von dort kommen in entsprechenden TV-Dokumentationen die Klagen junger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich aus der Kandare befreien möchten.
Jeder echte Unternehmer sollte und wird wissen, wie er in Krisenzeiten mit gesundem Personal möglichst erfolgreich bleiben kann. Heilsversprechende „Zügel“ hält keiner von ihnen für ein probates Mittel. J.H.
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