Kommentar: Merzen(s) Sonne

Ein, von Strom und Heizungsausfällen abgesehen, freundlicher, geradezu harmonischer Wahlsonntag liegt hinter der Lausitz. Mit Kind, Kegel und, wo nötig auch mit Rollator, zogen die Menschen zu den Wahllokalen und übten Demokratie. Rund 80 Prozent erreichte die Wahlbeteiligung.

Das Ergebnis konnten am Abend nur die Linken als Überraschungsaufsteiger (9,2%) und die Freunde der AfD feiern. 39,05 % der Wähler stimmten für sie, Lars Schieske erreichte im Direktmandat sogar 42 Prozent. Rechnet man das BSW hinzu, stimmten in Cottbus und Spree-Neiße 59,7 (!) Prozent der Wähler an der rechten und linken Flanke gegen die alte Ampel, aber auch gegen CDU. Die erreicht, bezogen auf alle Wahlberechtigten, hier in der Niederlausitz nur 12,6 Prozent der Bürger Akzeptanz!

Das mag die Märzensonne mit milder Luft und sprießenden Knospen kaschieren, aber Merzens Sonne scheint hier in der Lausitz ganz offensichtlich nicht. Das liegt nicht an dem Sauerländer, der seine Heimat, in der „die Mädchen wilder als die Kühe sind“ (ein Hit der 80er Jahre), zur Modelllandschaft für Deutschland ausgerufen hat, sondern an seinen trägen hiesigen Parteifreunden, die sich als Mitläufer der Roten „etabliert“ und schon längst aufgegeben hatten. À la bonne heure für den Direktkandidaten Michael Rabes, der sich unter solchen Umständen noch 1,42 % über seiner lokalen CDU platzieren konnte.
Merz wird irgendwann auf die Niederlausitz schauen, und Ähnlichkeiten zu seinem Land und seinen Leuten feststellen: erdverbunden, etwas dickschädlig, vorsichtig, sich rückversichernd und fleißig sind die Leute. Ganz gewiss auch die Mehrheit jener 51 300 Männer und Frauen, die hier jetzt AfD gewählt haben. Mit ihren Anliegen muss sich Politik beschäftigen, nicht mit den festgefahrenen Streitbegriffen, in die sich Medien und nun gutbezahlte Deputierte verbeißen. Ganz gleich, ob uns bald Märzen- oder vielleicht Merzens Sonne erwärmen – wenn Harmonie entsteht, mag’s auch sauerländisch gelten. J.H.

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