Gerade nochmal gut gegangen, werden viele sagen, die heil durch 2020 gekommen sind und jetzt ihr Ritual „zwischen den Jahren“ erledigen. Das heißt, im ohnehin verlangsamten Ablauf der Tage noch einen Gang runter zu schalten und Besinnung zu finden. Muße für das Einordnen der erledigten Sachen und Mut für das Entsorgen des Liegengebliebenen. Was bis Weihnachten nicht glückte, muss nicht weitergeschleppt werden. Ein neues Jahr will Raum und Laune für neues Glück. Hoffentlich. Nach solchen Zeiten.
Die Schweizer nennen diese Zeit, die wir jetzt haben, die „Altjahrswoche“, eine Woche ans alte Jahr gehängt, die ein bisschen wie der Sonntag in der Schöpfungswoche funktionieren kann: ausruhen, nichts tun. Oder vielleicht auch das eigene Werk rückschauend bewerten und bewundern. Unser Herr, der Schöpfer, war ja sehr zufrieden mit dem, was er tat, obgleich alle Welt weiß, wie viele Fehler darin steckten und noch stecken. Vielleicht ist genau das die Botschaft für unsere Tage zwischen den Jahren: einzusehen, dass niemand perfekt ist, auch wir selbst nicht. Und das weniger gut Gelungene muss am Ende nicht als Makel stehen bleiben, nicht mal als „Aufgabe“, wie Pädagogen gleich herausfänden. Nein, es lässt sich gut leben mit der Einsicht, dass nicht gleich der erste Deckel auf den nächsten Topf passt. Es wird schon. Hoffentlich im neuen Jahr.
Dieses neue Jahr beginnt übrigens nach uralter kulturgeschichtlicher Regel erst nach dem 6. Januar. Das alte endete am 24. Dezember oder, nach anderem Brauch, schon am 21. Dezember mit der Wintersonnenwende. Germanische und andere Kulte mischen sich mit christlicher Ordnung. Die gebietet nicht unbedingt Radau zur Silvesternacht, denn der 31.12. ist eigentlich ein Trauertag – der Tag, an dem Papst Silvester I. starb. Aber der ist längst vergessen, wie manche Unbill aus dem scheidenden Jahr. Kommen Sie gut rüber ins Neue. J.H.
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