Theater gegen Kinder

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Cottbus ist kinderfreundliche Kommune und verfügt über einige einschlägige Schätze, die aus dem Geist der Stadt selbst gewachsen sind. Dazu gehört auch das Piccolo-Theater. 25 Kinderjahrgänge sind mit dieser pfiffig-zappligen Bühne aufgewachsen. Tag für Tag haben hunderte Kinder hier ihren Lern-Spaß. Da hat sich, auch dank 4,5 Millionen Euro Förderung für den Neubau am Erich-Kästner-Platz, etwas Außergewöhnliches etabliert. Natürlich kosten uns – ganz gleich aus welchen Kassen – unsere derart verwöhnten Kinder viel Geld. Und dieses Geld, Frau Ministerin Kunst, muss einfach da sein. Niemand spart an seinen Kindern. Deswegen ist das „Theater“, das mit einem „Prüfauftrag zu einer Fusion von Staatstheater und Piccolo“ aufgeführt wird, ein Theater gegen Kinder.
Bei Kultur (wie auch bei Medien) misst sich der Wert nicht in Euro, sondern in Vielfalt. Genau die würde ein Zusammenschluss aufs Spiel setzen. Vereinfacht gesagt: Es wäre doch auch „ökonomischer“, an nur einer Stelle, statt in so vielen Schlachthäusern, Wurst zu machen und die dann überall zu verkaufen. Die Kommunisten haben das angestrebt. Aber die Menschen wollten viele Fleischer. Sie wollten Vielfalt. So wie sie möglichst viele Theater wollen – ganz große, wie auch kleine, zum Beispiel das seit 1997 privatisierte Piccolo. Es darf nicht seine Originalität verlieren, nur weil ein Ministerium mit seinen Personalüberhängen gern bis in die letzte Kulisse hinein regieren möchte.
Nichts spricht dagegen, dass Potsdam seinen Anteil an der Piccolo-Förderung aufstockt. Ohnehin spielt die Bühne nicht nur für Cottbus, sondern für den Brandenburger Süden.