Cottbus: Dreck für Gold

Fliegender Holländer
Szenenfoto mit (v.l.): Ingo Witzke (Daland) und Andreas Jäpel (Holländer). Der Holländer schüttelt Gold aus dem Ärmel und gewinnt damit Dalands Tochter Foto: Marlies Kross

Zu Anmerkungen zum „Fliegenden Holländer“ am Staatstheater Cottbus hat unser Leser Thomas K. aus Rostock eine deutlich abweichende Auffassung:
Ich war nicht in dieser, sondern in einer vorangegangenen Vorstellung und sah Einiges subjektiv aber wohl auch objektiv anders. “Gold und Perlen für das Mädchen” – schade, wenn das jetzt so ist – bei mir war’s nur Dreck, das fand ich stark, da gegen den Wert des Menschen, den man da verscherbelt, “Gold und Perlen” wertloser Dreck sind.
“Sie möchte, aber kann ihm schließlich nicht treu sein, denn sie ist Erik versprochen.” – Trifft nach meiner Auffassung weder im Libretto noch in der Cottbuser Inszenierung zu. Da war mal was, wovon sie sich schon längst frei gemacht hat. Erik glaubt noch, sie gehöre zu ihm.
“(verhalten Martin Shalita)” – der kann anders – im Gegensatz zu Wilde, der bei mir sang –  da würde ich mir Gedanken machen, WARUM das wohl verhalten klang?
“Andreas Jäpel  [..] bleibt bei so viel Stimmkraft nur wenig darstellerische Reserve.” – Das sollte mich wundern, tragisch, wenn’s wirklich so war. Jäpel war bei mir auch darstellerisch absolut überzeugend und hat eine Rolle, die ihm die Regie nicht gerade hilfreich gestaltet hat, sowohl gesanglich als auch darstellerisch eindringlich ausgefüllt. “Nur eine Hoffnung soll mir bleiben”  – wer bis dahin noch nicht in die Oper gefunden hat – spätestens hier sollte ihm klar sein, wie ernst es dem Holländer ist mit “ich-reiße-notfalls-die-ganze-Welt-mit-in-den-Abgrund”.
Zu Übertitel: ja oder nein? – Eine Oper ist kein Krimi, bei dem man miträtselt, wer der Täter ist. Hier hilft etwas Vorbereitung. Wenn man weiß, worum es geht, hat man auch eine Chance, einer Regie (Interpretation) zu folgen.
Und hier liegt leider das maßgebliche Problem der Holländer-Inszenierung in Cottbus: Hadziahmetovic fühlt sich sichtlich unwohl in dem Bühnenbild und kann dessen Möglichkeiten nicht in die Personenregie umsetzen.
Zuletzt: Pause oder nicht? Wagner selbst hat keine vorgesehen, aber es wird tatsächlich öfter eine gesetzt. Bei rund 2¼h mag es sinnvoll sein, wenn die Szenerie maßgeblich umgestaltet wird – die fließenden Übergänge in Cottbus machen die Pause überflüssig. Es sei denn, man besucht die Oper als gesellschaftliches Ereignis, wie Sie’s andeuten, um in der Pause sehen und gesehen zu werden, denn als Kunstgenuss. Ich empfehle im Nachgang denn eher den Besuch des Tellheim, da kann man sich mit Künstlern und interessiertem Publikum austauschen.
Nächste „Holländer“-Vorstellungen: 15. und 26. Dezember