Aus Cottbus schreibt Achim Hanisch über seine Sorgen angesichts des Ukrainekriegs:
Ich bin entsetzt über das was jetzt in der Ukraine geschieht.
Ich bin Baujahr 1935, komme aus Schlesien und habe die Schrecken des II. Weltkrieges, die Not, das Elend, Hunger und Vertreibung selbst erleben müssen. Ich erinnere mich aber auch, wie der Krieg vor 1940 publizistisch verbreitet wurde, wie Russen als in Erdhöhlen hausende Untermenschen dargestellt wurden. Millionen Deutsche zogen danach jubelnd in den Krieg – bis 1945 das schreckliche Erwachen kam.
Sorge bereitet mir genau deshalb die Medienschlacht der letzten Jahre. Wieder sind die bösen Russen an allem Schuld. Die Osterweiterung der Nato bis an die Grenzen Russlands, die Stationierung von Raketenabschussbasen mit Reichweiten bis Moskau und die ständige Erhöhung der beiderseitigen Militärpräsenz an der russischen Grenze sind bedrohlich.
Vergessen scheint dagegen, wo und wie überall in der Welt die „Friedensmacht“ USA und ihre Verbündeten sich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte eingesetzt haben – in Vietnam, in Kambodscha, in Libyen, im Irak, in Chile, in Argentinien und, und, und… Tausende Tote, Millionen Flüchtlinge, Not und Elend waren die Folgen. Akut wird die Gefahr, dass nun auch wir einen hohen Preis für solche Politik beisteuern müssen. Genannt sind 100 Milliarden zusätzlich für Rüstung. Die Rüstungslobby freuts; Rheinmetall hat der Regierung bereits ein Geschäft über 50 Milliarden Euro vorgeschlagen.
Mit meinen 86 Jahren mache ich mir die Sorgen weniger meinetwegen; sie gelten meinen Enkeln und Urenkeln und allen Jüngeren nach uns. Mit Schrecken denke ich an die Atomwaffen, die noch immer in Deutschland lagern. Die Entfernung von hier nach Russland ist wesentlich geringer, als die zwischen Russland und den USA. Wo würden wohl bei einem unvorstellbaren Atomkrieg die erste Rakete einschlagen?
Schon Charles de Gaulle wusste: Zwischen Staaten gibt es keine Freundschaften, sondern nur Interessen. Und kaum ein anderes Land hat seine Interessen zuletzt so brutal durchgesetzt, wie die USA.
Wie gesagt: Ich bin entsetzt über das, was jetzt in der Ukraine passiert, und für den Angriff Putins gibt es keine Entschuldigung.
Aber die Frage nach Ursache und Wirkung muss schon noch erlaubt bleiben.
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