Leserbrief: Leser an uns
Leserbriefe | Von A. Rink | 14. August 2020Eine kleine Geschichte von Nostalgie und der Liebe zu Büchern erreichte uns aus dem Kursana Domizil in Guben. Das Pflegeheim bekam kürzlich eine neue und stadtbekannte Bewohnerin: die ehemalige Bibliothekarin Margitta Loichen.
„Im Wohnbereich in der dritten Etage im Kursana Domizil in Guben hat sich seit Mai Einiges verändert: Zwei große Bücherregale stehen im Aufenthaltsbereich und am Ende des Ganges zu den Zimmern. Dafür gibt es einen sehr schönen Grund, denn seitdem wohnt Margitta Loiche hier. Die 81-Jährige kennt in Guben wohl fast jeder. Ihr ganzes Arbeitsleben lang war sie Bibliothekarin in der städtischen Bibliothek, ging zudem mit Büchern in Schulen und Betriebe und las vor. Und obwohl sie sozusagen an der Quelle saß, Bücher also nicht hätte kaufen müssen, besitzt sie sehr viele davon. „Ich wollte das, was mir besonders gefällt, auch besitzen“, erklärt sie. Als klar war, dass die alte Dame nicht mehr allein leben kann und ins Kursana Domizil ziehen wird, war ihre größte Sorge, was aus ihren Büchern werden würde. Ohne ihre Bücher, CDs und Videokassetten, hatte sie unter Tränen erklärt, gehe sie aus ihrem Zuhause nicht weg. Das rührte die Mitarbeiter im Kursana, von denen viele die Bibliothekarin auch kannten. Direktorin Vilma Behrendt überlegte, was man tun könnte, um Margitta Loichel den Abschied aus ihrem Zuhause zu erleichtern. Letztlich habe sie den gesamten Einzugsprozess der Neubewohnerin begleitet, beschreibt die Direktorin die Zeit.
Schaut man sich die Buchrücken an, stellt man fest, dass sich vieles um Karl May und um Indianer dreht. Margitta Loichel hat sich viele Jahre mit der Historie der Indianer beschäftigt, war in Radebeul im Karl-May-Museum und hat Aufführungen der Karl-May-Festspiele besucht. Auf ihrem Nachttisch steht eine Indianerstatur. Sie besitzt sogar einen richtigen Indianer-Feder-Kopfschmuck. Der trohnt auf der Nachttischlampe über ihrem Bett.
Wenn die alte Dame erzählt, dass sie Pierre Brice und Gojko Mitic persönlich begegnet ist, leuchten ihre Augen. Diese Begeisterung versucht sie an ihre Mitbewohner weiter zu geben. Denn jeder kann sich eines ihrer Bücher ausleihen oder einen Film ansehen.
Insofern war der Loichels Einzug für die Mitarbeiter des Kursana nicht nur mit besonderem Aufwand verbunden. Vilma Behrendt freut sich, dass die Sammlung auch allen anderen Bewohnern zur Verfügung steht und für Abwechslung im Alltag sorgt. Die ehemalige Bibliothekarin wiederum sagt: „Hier sind meine Schätze in guten Händen.“ Eine Win-Win-Situation sozusagen.“
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