Leiterin der Niedersorbischen Sprachschule, Maria Elikowska-Winkler, begeht ihren 65. Geburtstag:
Cottbus (trz). Sie spricht Polnisch. Sie spricht Russisch. Sie spricht Englisch. Sogar Norwegisch. Freilich auch Deutsch. Und natürlich Wendisch. Sie hat ihre Wurzeln in Poznan (Posen) und neue in Cottbus geschlagen. Ist vom ersten Tag an untrennbar mit der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur verbandelt. Am Donnerstag beging Maria Elikowska-Winkler ihren 65. Geburtstag. Zu Pfingsten wird bei „Krautzens“ in Jänschwalde mit ganz vielen Gästen gefeiert. Voraussichtlich zum Ende dieses Jahres tritt die Powerfrau mit dem strahlenden, da tief aus dem Herzen kommenden Lächeln, ihren Ruhestand an.
Eigentlich hatte sich Maria Elikowska-Winkler ihre berufliche Laufbahn ganz anders vorgestellt. Nämlich als Sprachwissenschaftlerin an der Universität Poznan. „Ich wollte dort promovieren. Aber dann kam alles ganz anders“, erinnert sich die gebürtige Poznanerin. Die Tochter einer Verwaltungsangestellten und eines Gastronomen zog es der Liebe wegen ins westliche Nachbarland. Bereits mit 16 Jahren hatte sie in Cottbus ihren ersten Ehemann und Vater ihrer drei Kinder kennengelernt. 1979/1980 zog die junge Frau dann endgültig von Polen in die DDR. Das westliche beziehungsweise nördliche Ausland kannte Elikowska-Winkler indes bereits. „Ich durfte 1973/1974 als beste Studentin das letzte Studienjahr in Norwegen verbringen. Polen war schon damals offener in Bezug auf die kapitalistischen Länder“, berichtet sie.
Allerdings entdeckte die Philologin in der DDR sofort ihr Herz fürs Sorbische/Wendische. So war Elikowska-Winkler ab 1981 als Dozentin an der Zentralen Sorbischen Sprachschule in Dissenchen tätig. Zunächst gab sie Polnisch-Kurse. Das Wendische brachte sich die junge Frau autodidaktisch bei.
Als im Zuge der Wende das letzte Stündlein für die Bildungseinrichtung in der Villa des Dissenchener Kalksandsteinwerkes geschlagen hatte, ließ sich die Deutsch-Polin nicht unterkriegen. Sie reiste mit ihrem alten Zastava durch Niederlausitzer Städte und Dörfer, gab Sprachkurse in Kindergärten, Kulturgruppen und in weiteren Gremien. Die aus Dissenchen geretteten Schulbücher wurden im Keller des Niedersorbischen Gymnasiums eingelagert. „Dafür gebührt dem damaligen Leiter Jürgen Gehre ein ganz großer Dank“, so Maria Elikowska-Winkler. Kurze Zeit später bekam sie dort einen eigenen Raum.
Im Jahr 1992 wurde die Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur gegründet. Vom ersten Tag an ist Elikowska-Winkler Leiterin dieser bundesweit einmaligen Einrichtung. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Jahr für Jahr stiegen die Schülerzahlen. Zudem reiste die Sprachwissenschaftlerin weiter über die Dörfer, lernte die spezifischen Eigenheiten des Wendischen in jedem einzelnen Ort kennen. „Wir müssen so lange wie möglich aus dem Wissen der Muttersprachler schöpfen“, erklärt die Fachfrau. „Und wir müssen den Leuten erklären, dass sie auf dem Dorf ihre Umgangssprache haben, es aber auch eine Standardsprache gibt.“ Die wiederum den Kindern in Kindergärten und Schulen beigebracht wird.
„Ich denke, mein Team und ich haben im vergangenen Vierteljahrhundert ein bisschen zur Erhaltung und Revitalisierung des Wendischen in der Niederlausitz beigetragen“, resümiert Elikowska-Winkler gewohnt bescheiden. Wenn sie bald Pensionärin ist, obwohl die taffe Frau optisch wesentlich jünger als 65 wirkt, wolle sie sich der Musik, dem Radfahren und Spazierengehen widmen. „Und endlich wieder Klavierspielen“, sagt Maria Elikowska-Winkler schmunzelnd.
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