Bei Fiedermann wird am 1. Juli ab 9.30 Uhr in Cottbus großes Dankeschön-Jubiläum gefeiert:
Cottbus (mk). Es schlägt der Gong, es ticken die Uhren – am Cottbuser Altmarkt sitzen Karin Fiedermann (80) und ihre Nichte Heide Teuerle (49) im Fachgeschäft. Sie schauen auf eine 55-jährige Firmengeschichte zurück.
Die Uhrmacherinnen haben spannende Geschichten zu erzählen. Karin Fiedermann hat ein altes Foto aus den 60er-Jahren vor sich zu liegen. Darauf zu sehen sind 24 Männer und sie als einzige Frau. Es zeigt die Teilnehmer einer Quarzuhren-Schulung im Bezirk Cottbus. Der Uhrmacherberuf war zu dieser Zeit eine Männer-Domäne. Trotzdem wagte sie sich als 14-jährige an die Ausbildung. Mit 17 Jahren, wo heute viele erst von der Schule kommen, war sie bereits Gesellin. Statt mit Uhren hatte sie in der Lehre zunächst mit Schraubstock und Pfeile zu arbeiten. Alles war auf Genauigkeit und ein gutes Augenmaß ausgelegt. 1959 wurde die Meisterprüfung abgelegt.
Dann kam das Jahr 1961 und mit diesem der Wunsch, sich selbstständig zu machen. Dass der Erfolg ihres künftigen Unternehmens auch auf einem Mann fußen wird, der im Weltspiegel-Theater als Filmvorführer arbeitete, ahnte sie zur Firmengründung noch nicht. So half ihr technikbegeisterter Ehemann Dieter zunächst im Geschäft am Altmarkt bei der Reparatur von Uhren aus. Aus dem Aushelfen wurde eine 3. Ausbildung. Selbst eine Meisterprüfung wurde abgelegt.
Karin Fiedermann brachte ihrem Mann so das Uhrmacher-Handwerk bei und Dieter Fiedermann entdeckte nicht nur eine neue Welt sondern
seine Welt. Er war penibel. Er war genau. Er setzte auf Qualität. Er hat so lange getüftelt, bis die Uhren wieder funktionierten. Selbst Werkzeug wie Spezial-Schraubenzieher stellte er selbst her, wenn er mit dem herkömmlichen Werkzeug nicht weiterkam. „Er war ein Allround-Talent,“ erinnert sich Karin Fiedermann. Schnell bekam die Werkstatt den Ruf „Wenn die Reparatur nicht klappt, dann geh doch zu Fiedermann“. Hier gab es immer eine Lösung. Die für den Kundenblick offene Werkstatt am Altmarkt war damals eine Attraktion. Heide Teuerle, die 2012 die Inhaberschaft von ihrer Tante übernahm, legt heute noch Wert darauf, dass der Kunde sieht, wie viel Arbeit in der Reparatur steckt – welche Handgriffe nötig sind.
Die Reparaturaufträge waren damals kaum zu bewältigen, erinnert sich die Firmengründerin. Oft wurde bis Mitternacht in der Werkstatt gesessen und auch am Wochenende wurde weitergearbeitet. „Eine Reklamation nahm mein Mann immer persönlich“, sagt Karin Fiedermann.
Dass der Betrieb auch heute noch in Familienhand liegt, ist Heide Teuerle zu verdanken. Die Nichte der Uhrmachermeisterin hat bereits als Mädchen zuhause Uhren auseinandergenommen. 1983 begann sie ihre Lehre und war 1985 bereits Uhrmachergesellin. 1993 erfolgte die Meisterprüfung. Zwischendurch brachte die Wende einen großen Einschnitt im Unternehmen. Uhren waren preiswerter zu haben. Die Reparaturaufträge gingen zurück. Hinzu kam der Handel mit den Uhren und neu auch mit Schmuck. Der riesige Bedarf an Goldketten ist noch heute beiden Handwerkerinnen gut im Gedächtnis geblieben. Mittlerweile wird wieder mehr Wert auf die Qualität der Uhr gelegt, sagt Heide Teuerle. Die Reparaturen nehmen wieder zu. So ist es immer wichtig, flexibel zu sein. Karin Fiedermann hilft bei Bedarf gern noch im Fachgeschäft aus. „Das große Vertrauen und der fachliche Austausch sind mir ganz wichtig“, sagt Heide Teuerle.
Am 1. Juli möchten beide beim Jubiläumsfest sich bei ihren Kunden für ihre Treue bedanken. Ab 9.30 Uhr wird zum Altmarkt eingeladen. Bruno Söhnle aus Glashütte wird sich hier präsentieren, aber auch andere Höhepunkte warten hier auf alle Uhren- und Schmuckliebhaber.
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