Der „Weg nach Ströbitz“ erreichte endlich die Cottbuser Neuzeit

Vor 20 Jahren vollendete sich der Ausbau der Berliner/Kolkwitzer Straße /Zum Finale gestalteten Bürger und Unternehmen des Stadtteils ein unvergessliches Straßenfest

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Bis hin zur Ströbitzer Wendeschleife ist die wichtige Ost-West-Achse solide ausgebaut worden. Rechts hinterm Tankstellenschild die vor 20 Jahren eröffnete Sparkassen-Filiale

Cottbus (hnr.) Sie feierten ein Fest damals mit tausenden Gästen. An etwa 50 Ständen präsentierten sich die Unternehmen und Vereine, Musik spielte und natürlich tanzten die Trachtenpaare. Der Anlass war bedeutend: Mit dem letzten von vier Bauabschnitten (Kolkwitzer und westliche Karl-Liebknecht-Straße) hatte sich das bis dahin größte Straßenbau-Projekt vollendet. Auf seinen reichlich zwei Kilometern ist „der Weg nach Ströbitz“ (so hieß die Berliner Straße um 1720, später Luckauer Straße, ab 1893 Berliner Straße) endlich „grundhaft ausgebaut“ worden. 40 Millionen D-Mark waren dafür im Gespräch.
Es war nach 1990 höchste Zeit dafür. An der wichtigen Straße hatten sich Wirtschaft und sehenswerte Wohnprojekte angesiedelt. Die Straßenbahn fuhr seit 1965 bis zur Ströbitzer
Wendeschleife, und ab 1972 entstand das Neubaugebiet, das direkt an die Berliner Straße reichte.

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Ein Stück Stadtgeschichte verkörpert der Betriebshof Mitte der Cottbuser Straßenbahn. Depot und Werkstätten siedelten nach Schmellwitz um. Hier befindet sich eine gemeinnützige Ausbildungsstätte, die junge Menschen in praktische Berufe führt. Dazu gehört auch ein „Shop“ (l.) | Fotos (2): Hnr.

Der Versuch, die Straße zu erneuern, scheiterte Ende der 70er Jahre. Man sägte die großen Bäume in zwei Meter Höhe ab und rüttelte an den Stämmen. Da war der Stadtteil ohne Strom, Gas und Wasser. Es gab keine exakten Aufzeichnungen über die Medien in der Erde. Die Straße blieb ein Abenteuerweg mit dem Volksnahen „Rue de Blamage“.
Schluss damit machte erst die mutige Baudezernentin Gisela Kraft (SPD), die sich, eng mit der Bürgerschaft zusammenarbeitend, auf das Wagnis einließ. Von der Stadtmitte her wurden die Berliner und dann die Kolkwitzer Straße ausgebaut. Das ermöglichte in der Folge viele Investitionen und es machte insbesondere Ströbitz endlich zu einem wirklichen Cottbuser Stadtteil. Bis 1950 war es selbständiges Dorf; die Eingemeindung erfolgte ohne jegliches demokratisches Vorspiel.

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Damals war’s: Straßenbahn 1958 an der Endhaltestelle Berliner-/Grenzstraße, heute Fr.-Hebbel-Straße (oben); rechts: 1965 geht es weiter zur Wendeschleife, hier an der Einmündung Ewald-Müller-Straße | Foto: Sammlung Nattke

Heute zeigt sich der „Weg nach Ströbitz“, beginnend an der Blumenuhr, endend bei liebevoll ehrenamtlich gehegten Blumenarrangements am „Dreieck“, als vielgestaltige städtische Adresse mit zahllosen Geschäften, Praxen, Betrieben und Einrichtungen. Die GWC hat die legendären „Märchenhäuser“ mit viel Gefühl für Wohnqualität saniert, im ehemaligen Straßenbahnhof lernen junge Menschen, der einstige Packhof der Pferdeeisenbahn wurde wohnlich entwickelt.
Vieles bleibt auch weiter im Wandel, wie etwa der Verwaltungskomplex der Städtischen Werke (Nr. 27). Dahinter stand einst das Gaswerk mit den riesigen Zylindern. Nur ältere Cottbuser erinnern sich daran. Inzwischen ist das ein ganz neues Wohngebiet.
Und nicht zuletzt hat ganz im Westen die Sparkasse den Ströbitzern eine hübsche Filiale gebaut. Ihre Einweihung war damals, am 2. und 3. Juli 1999, Teil des großen Festes, von dem auch heute noch in Ströbitzer Familien die (seinerzeit noch analogen!) Fotos rumgereicht werden.

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