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Doppeltes Archäologenglück im Tagebauvorfeld Nochten

Region | Von | 27. Februar 2015

150228nochten

Archäologen sind begeistert. Eine der größten Produktionsstätten zur Pechgewinnung wurde im Vorfeld des Tagebaus Nochten ausgegraben. Zusätzlich macht eine genaue zeitliche Zuordnung des Pechofens in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts diese Lausitzer Ausgrabungsstätte zu einer absoluten Rarität Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen

Bei Ausgrabungen stießen Forscher auf einen nicht nur für die Lausitz außergewöhnlichen Fund / Pechsiegeplatz  ist alt und riesig:
Region (mk). Was Forscher  bei Grabungen im Vorfeld des Tagebaus Nochten fanden, ist außergewöhnlich. Zwar ist das Entdecken von Pechöfen, gerade in der bewaldeten Lausitz, schon lange kein Sensationsfund mehr, doch der  Nochtener Fund überraschte in zweierlei Hinsicht. Allein die Größe des Pechsiegeplatzes macht ihn zu einer Seltenheit. Mit einer Ausdehnung von 60 mal 80 Metern ist diese Produktionsstätte eine der größten ihrer Art in ganz Deutschland. Wie Dr. Christoph Heiermann vom sächsischen Landesamt für Archäologie erklärt, ist die Größe der Produktionsstätte besonders wichtig, da in Nochten der gesamte Produktionsprozess der Pechgewinnung nachvollzogen werden kann. Neben dem Pechofen, in dem das Holz erhitzt wurde, um den Holzteer flüssig zu machen und abzulassen, wurden auch sogenannte Pechbänke bei den Ausgrabungen gefunden. In diesen wird das Pech eingedickt. Den Produktionsablauf komplettieren Pechgruben, in denen das Pech abkühlte, um es dann abtransportieren zu können. All diese notwendigen Arbeitsschritte sind im Nochtener Fund gut nachvollziehbar.
Daneben spielte, wie Dr. Christoph Heiermann erklärt, auch ein Zufall den Archäologen in die Hände. Unter dem Abflussrohr wurde ein Stück Kiefernholz gefunden. Eine jahresringbasierte Untersuchung datierte das Holz auf das Jahr 1324. Bisher  gab es lediglich Funde aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Bedeutsame ist somit eine erstmalige Datierung einer Pechgewinnungsstätte in das späte Mittelalter. Neben den Jahresringen selbst wurde auch deren  Dicke untersucht, sodass Wachstumsmerkmale, etwa ob es viel oder wenig geregnet hat, sichtbar wurden. Diese Merkmale sind für bestimmte Baumarten zu bestimmten Zeiten typisch. So können nun  frühere Funde zeitlich besser datiert werden. Dr. Wolfgang Ender, stellvertretender Abteilungsleiter des Landesamtes für Archäologie, zeigt sich von der mittelalterlichen Pechsiedeanlage begeistert: „Dieser phantastische Fund beweist einmal mehr, wie wichtig eine gewissenhafte archäologische Erforschung des Tagebauvorfeldes ist, damit diese spannenden, bisher unbekannten Zeugen unserer Vergangenheit nicht unbeachtet verschwinden. Wir haben dank der engen Kooperation mit Vattenfall die Möglichkeit, auch eine Ausgrabung wie diese fachgerecht durchzuführen“. Am Rande des Pechofens in Nochten gibt es Hinweise auf einen Wohn- und Lagerbereich. Auf dieses östliche Areal werden sich die kommenden Untersuchungen richten.
Die Gewinnung von Teer erfolgte bereits im 13. Jahrhundert. Pech, eine zähe braun-schwarze Flüssigkeit, war in der Vor- und Frühgeschichte fast universell einsetzbar: als Schmierstoff, als Klebstoff, zum Abdichten, als Brennstoff zur Beleuchtung, zur Verteidigung, zum Foltern (teeren und federn) oder sogar für medizinische Zwecke.



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