Senftenberger Heimatfreunde ließen sich von Michael Schadow in die „Neue Welt“ führen
Senftenberg. Zu einem Vortrag über Carl Johann Büttner hatten die Senftenberger Heimatfreunde Anfang September in die Wendische Kirche eingeladen.
Der Historiker Michael Schadow referierte über das bewegte Leben des ursprünglich aus Lauta-Dorf stammenden Senftenberger Chirurgen, der später unter dem Beinamen “der Amerikaner” bekannt wurde.
Nachdem Büttners Walz (die Chirurgie war damals ein klassisches Handwerk) ihn zunächst in verschiedene Städte Südosteuropas geführt hatte, wurde er, in dem Glauben eine Schiffsreise nach Indien zu unternehmen, von Menschenhändlern nach Nordamerika verschleppt und dort an einen “Master” verkauft, dem er zu dienen hatte.
Mit dem Ziel, seine Freiheit wiederzuerlangen, heuerte er als Söldner zunächst für die Nordamerikaner im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an, um dann die Seiten zu wechseln. Auf britischer Seite kämpfte er im “Regiment Knyphausen” aus Hessen-Kassel. Es folgte eine lebensgefährliche und entbehrungsreiche Zeit, zu deren Ende hin er in einem Lazarett seine Kenntnisse als Chirurg in Philadelphia vertiefen konnte. Von hier aus gelang es Büttner endlich, seine lang ersehnte Heimreise anzutreten.
In die Heimat zurückgekehrt, lässt er sich als Amtschirurg in Senftenberg nieder, heiratet und schreibt nach vielen Jahren seine Erinnerungen in seiner Autobiografie “Büttner, der Amerikaner” nieder.
Es handelt sich bei dem Werk um eine zeittypische Autobiografie, die fiktive, aber auch didaktische und mahnende Züge trägt.
Aus wissenschaftlicher Sicht interessant ist die unbewusste, nicht scharfe Trennung von Fakt und Fiktion, die Einblicke über das menschliche Erinnerungsvermögen liefert und Fragen zur Genauigkeit solcher autobiografischer Quellen aufwirft. Der Verein für Heimatpflege 1909 e.V. Senftenberg ist immer donnerstags von 16 bis 18 Uhr im Bürgerhaus Wendische Kirche anzutreffen.
Maya Mai
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