
In fehlender Behörden-Struktur sieht Philipp Wesemann Chancen im Kreisgebietsreform-Poker
Forst (mk). Unterschrift um Unterschrift gegen die Kreisgebietsreform werden derzeit rings um das Forster Rathaus von der Volksinitiative gesammelt. Der Rathauschef selbst wird aber nicht unterzeichnen, erklärt er. Schließlich sei der Reform-Zug nicht mehr zu stoppen, meint Philipp Wesemann. Statt Gefechte zu schlagen, die aus seiner Sicht keine Siege versprechen, will er für Forst das Bestmögliche aus der Situation herausholen. Minimalziel ist dabei der Erhalt des Verwaltungssitzes des künftigen Kreises. Schließlich habe die Stadt hier ein vorzügliches Gebäude vorzuweisen, welches in den kommenden Jahren zudem abbezahlt ist. „Forst kann Kreisstadt“, erklärt der Rathauschef zudem. Neben der Verwaltung kann die Stadt auch mit einer hervorragenden Infrastruktur zum Verwaltungsgebäude punkten. Die Autobahnanbindung und die Zugverbindung zum Oberzentrum Cottbus hebt er hervor. Im Pokerspiel mit dem Land zieht Philipp Wesemann zudem die Karte der Strukturschwäche. Genau diese war einst ausschlaggebend, dass Forst Kreisstadt wurde. Dieser Status habe der Stadt gut geholfen, dennoch fehle Forst im Gegensatz zu anderen Kreisstädten die Behördenstruktur. So gibt es hier keine Landesbehörden, keine Polizeiinspektion, kein Amtsgericht, keine Universität oder Fachhochschule. Die Neißestadt ist auf den Kreis-Verwaltungssitz angewiesen, argumentiert der Bürgermeister. „Unter dem Strich ist wichtig, dass die Kreisverwaltung hier bleibt“, erklärt er. Dem Großkreis selbst steht er kritisch gegenüber. Von Herzberg nach Forst fehlen ihm die Bezüge. Noch wichtiger als die Kreiszuschnitte ist dem Bürgermeister die Funktionalreform. Dahinter verbirgt sich die Frage, welche Aufgaben künftig vom Land, welche vom Kreis und welche von den Städten und Gemeinden geleistet werden. „Hier muss das Land sich mehr bewegen“, wünscht er sich. So kann er sich beispielsweise sehr gut vorstellen, dass im Forster Rathaus auch künftig das neue Auto angemeldet werden kann. Viele Ausrufezeichen setzt
Philipp Wesemann hier aber auf den Begriff der Ausfinanzierung. Nur wenn das Land die übertragenen Aufgaben auch mit finanziellen Mitteln unterfüttert, könne eine bürgernahe Reform Früchte tragen. Er selbst spreche derzeit mit den Bürgermeistern der anderen Kreisstädte und auch mit den Landtagsabgeordneten. Forst muss gerade vor dem Hintergrund des Strukturwandels zukunftsfähig aufgestellt sein. Der zweigleisige Ausbau zwischen Berlin und Cottbus und die Elektrifizierung der Bahnstrecke Cottbus-Forst sind Projekte, die hier mit in den Ring geworfen werden sollen.
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