
Das Bergbau- und Kreishaus, heute nahe am Hafen, wurde vor 90 Jahren eingeweiht
Senftenberg. Es gehört zu den bedeutendsten Verwaltungsgebäuden in der Stadt und im Kreis – das am 16. Mai 1924 am Dubinaweg eingeweihte Bergbauhaus des Niederlausitzer Bergbauvereins e.V.
Nur 23 Jahre konnte der Bauherr Nutzer dieses ansehnlichen Verwaltungsbaues bleiben, in dem auch die 1912 gegründete Niederlausitzer Wasserwerks-Gesellschaft (NWG) ihren Sitz hatte. Heute erinnert am Eingang des Hauses am Dubinaweg 1 eine kleine Tafel des Traditionsvereines an das einst für den Bergbau historische Gebäude, in dem sich unter anderem die Räumlichkeiten der Ost-elbischen Treuhandgesellschaft für Bergmannsiedlungen, die Schriftleitung der Werkszeitung „Der Niederlausitzer Braunkohlenbergmann“, die Revierrettungsstelle Niederlausitz, ein Braunkohlenmuseum und neben dem Bergbauverein selbst auch ein großer Sitzungssaal, mehrere Beratungszimmer und etliche Wohnungen für Mitarbeiter befanden.
Der Einschnitt
Der Krieg hatte in der damaligen Kreisstadt Calau auch am dortigen architektonisch beeindruckenden Landratsamtsgebäude schwere Schäden hinterlassen. So wurde 1947 die landrätliche Kreisverwaltung nach Senftenberg, dem Zentrum des Niederlausitzer Braunkohlenbergbaus, verlegt und ein Vorhaben realisiert, das schon Anfang der dreißiger Jahre ins Auge gefasst worden war. In Senftenberg wohnten damals rund 18 000 Einwohner – fast fünfmal so viele, wie im Beamtenstädtchen Calau.
Karl Freter, der schon in der Weimarer Zeit sozialdemokratischer Landrat für die Städte Calau, Drebkau, Lübbenau, Senftenberg und Vetschau sowie 128 Gemeinden war, wurde erneut mit der Funktion
betraut. Erst 1950 bildete die brandenburgische Landesregierung den „Kreis Senftenberg“. Einer 1952 erfolgten Kreisgebiets-Reform sind inzwischen weitere gefolgt. Unterdessen ist das jetzt 90-jährige Bergbauhaus schon 67 Jahre unser Kreishaus – heute Sitz des Landratsamtes des Landreises Oberspreewald-Lausitz. Auch in Calau gehen Mitarbeiter einiger Landratsamts-Bereiche ihrer Arbeit nach.
Der Wandel
Seit dem Bau des Bergbauhauses am Dubinaweg hat sich das Umfeld hier sehr verändert. Schon damals war die Gegend am Schlosspark und der Amtsmühle mit schmucken Villen und Wohn- und Geschäftshäusern, den nahen Gartenanlagen und der Badeanstalt an der Schwarzen Elster ein Anziehungspunkt. Der Fahrzeugverkehr auf der am Bergbauhaus vorbeiführenden Reichsstraße 96, später Fernverkehrsstraße in Richtung Hoyerswerda, war mäßig.
An einen Senftenberger See, der aus dem Tagebau Niemtsch entstand und ab 1973 als Erholungsgebiet bekannt wurde, dachte damals wohl niemand. Wer sich 2014 auf den Weg zum Landratsamt macht, findet keine Verwaltungsbaracken mehr. Dem ersten Kreisverwaltungsbau aus dem Jahre 1947 haben sich weitere Häuser hinzugesellt, so dass der Komplex am Dubinaweg gegenwärtig neben dem neuesten, dem Jugendamt, fünf Häuser umfasst. Wenige Schritte entfernt, ist seit letztem Jahr der Senftenberger Stadthafen ein beliebtes Ziel für Spaziergänger, Radler und Touristen. Auch die WAL, Nachfolger der damals im Bergbauhaus mit untergebrachten Niederlausitzer Wasserwerks-Gesellschaft, präsentiert sich mit einem modernen Verwaltungs- und Geschäftshaus. Der Schloss- und Tierpark, Restaurant der Stadthafen mit der Seebrücke und dem Kinderspielplatz sind rückblickend in dieser Gegend heute Nachbarn des solide sanierten Kreishauses.
Hans Hörenz
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